Schlagworte: Freiheit
„Die Freiheit, für die man kämpft, ist eine Geliebte, um die man sich bewirbt. Die Freiheit, die man hat, ist eine Gattin, die uns unbestritten bleibt. Glauben Sie, daß ein braver Mann sein Weib nicht liebt, weil sein Herz still und friedlich ist?“
Ludwig Börne (Werk: Schilderungen aus Paris 15)
347 Stimmen:
Georg Herrmann 10.10.2010, 07:24 Uhr
Die ersten beiden Sätze sind doch schon merkenswert. Was will mir Herr Börne mit der abschließenden Frage sagen?
Bea 10.10.2010, 09:40 Uhr
Vielleicht denken manche, dass ein Mann gleichgültig seiner Frau gegenüber ist, wenn er still und friedlich ist? Vielleicht ist einer stiller und braver Mann langweilig, weil frau sich auch mal unterhalten will? Vielleicht wünschen sich Frauen, dass sie immer wieder erobert werden sollen, also umkämpft wie eine Geliebte, obwohl das auf die Dauer ziemlich anstrengend werden kann - für beide? Und vielleicht will eine Frau keinen "braven" Mann, sondern einen "Bewerber", also einen Mann, der ihr aufmerksam gegenüber ist? Mehr Fragen als Antworten, Georg...
Daniel 10.10.2010, 12:05 Uhr
Guten Morgen @Bea & @Georg.
Ich finde dieses Zitat sehr schön, allerdings verwirrt mich die Frage am Schluss auch ein wenig. Ich weiß zwar nicht, was genau Börne damit sagen will aber vielleicht hilft es uns weiter, wenn wir das Zitat ein wenig modifizieren und die Substantiva miteinander vertauschen, so z.B.:
Die Frau, für die man kämpft, ist eine Freiheit, um die man sich bewirbt.
Die Frau, die man hat, ist eine Freiheit, die uns unbestritten bleibt.
Glauben sie, daß ein braver Mann seine Freiheit nicht liebt, weil seine Frau still und friedlich ist?
Das rückt das Ganze in ein ganz neues Licht finde ich.
Gruß Daniel
Denis 10.10.2010, 12:34 Uhr
Ich glaube, dass Börne mit der Frage sagen will, dass auch jemand, der nicht sofort für seine Freiheiten kämpft oder sie nicht als wichtig darstellt ein Recht auf seine Freiheiten hat, da sie ihm trotzdem wichtig sind.
Zenpoetin 10.10.2010, 13:02 Uhr
Der brave Mann schätzt die gewohnte Freiheit wie die Lieber seiner Frau, weil er weiß, dass die daraus resultierende innere Ruhe ein Geschenk ist.
Das Dilemma ist doch, dass viele Menschen nicht erkennen, was sie Gutes haben - weil sie es nie entbehren mussten.
Die Aufregung um das Erobern - der Freiheit oder auch der Liebe - mag prickelnd sein, ist auf die Dauer jedoch anstrengend. Außerdem kann man die dafür verwendete Zeit anderweitig nutzen...
Zenpoetin 10.10.2010, 13:09 Uhr
@Bea - wer sagt denn, dass ein ausgeglichener Ehemann nicht aufmerksam ist?
Und was ist mit den Aufmerksamkeiten, die manche Ehefrauen unterlassen?
Eroberung ist eine Sache - eine Beziehung schön zu gestalten eine andre.
Man kann auch ein ruhiges Glück genießen - und das hat nichts mit Langeweile zu tun. Im Gegenteil: Gerade Menschen, die sich immer was zu sagen haben (und damit meine ich keinen Dauerstreit) sind prädestiniert für eine stabile Partnerschaft. Eine Ehe ist dann gut, wenn sie eine Kombination aus Freundschaft und Erotik ist.
Senftopf 10.10.2010, 13:20 Uhr
Frage Börnes: ("Glauben Sie, dass...)
Antwort: Nein, das glaubeich nicht, warum auch? Das Wort "friedlich" bedeutet Harmonie. Und es gibt (m.E.)nichts, was mehr Glücklichsein hervorruft...
Fuchs 10.10.2010, 14:23 Uhr
Ich glaube mit dem letzten Satz ist gemeint, dass man die Freiheit (hier dargestellt als Frau), trotz der eigenen Zufriedenheit (weil man die Freiheit ja bereits hat), immer noch liebt.
Günther Melzer 10.10.2010, 18:45 Uhr
[...] »Sehen Sie,« sagte er mir lächelnd, »der dicke Herr, der dort an der Ecke saß, war ein Nordamerikaner; den hat die Freiheit nicht sehr hold gemacht; er sprach immer von Kaffee und Buenos-Aires-Häuten, und gähnte, als ich mit Wärme von Manuel redete.«
»Freund,« erwiderte ich, »tun Sie diesem Manne und tun Sie der Freiheit nicht unrecht. Sie gleicht der Gesundheit; die erworbene ist schön, aber die angeborne ist gut. Die Freiheit, für die man kämpft, ist eine Geliebte, um die man sich bewirbt; die Freiheit, die man hat, ist eine Gattin, die uns unbestritten bleibt. Glauben Sie, daß ein braver Mann sein Weib nicht liebt, weil sein Herz still und friedlich ist? Laßt sie ihm untreu scheinen, wie wird seine Brust pochen; laßt sie krank werden, und wäre es tief im Winter der Ehe, Ihr werdet sehen, daß der Greis noch Liebestränen hat und dem geretteten alten Mütterchen weinend um den Hals fällt wie in den schönen Tagen der heißen Bewerbung! Laßt den fetten Amerikaner einen an seine Freiheit tasten, und Ihr werdet sehen, wie er die Feder wegwirft und nach dem Schwerte greift, wie ein katalonischer Jüngling! [...]
Aus Börne, Ludwig / Schilderungen aus Paris / 15. Die Estaminets
Dorothea 10.10.2010, 20:02 Uhr
Danke @Günther Melzer für den ausführlichen Hinweis. Der Kontext macht den Text verständlicher.
Bea 10.10.2010, 22:21 Uhr
Zenpoetin: @Bea - wer sagt denn, dass ein ausgeglichener Ehemann nicht aufmerksam ist?
Woher soll ich das wissen - hab ich auch nicht behauptet, oder? Von ausgeglichen war auch ned die Rede, eher von einem "stillen und braven" Mann, das empfinde ich schon anders.
Bea 10.10.2010, 22:25 Uhr
Und was ist mit den Aufmerksamkeiten, die manche Ehefrauen unterlassen?
Sorry, den 2. Teil hab ich vergessen - ja, das ist auch ein Drama :-/, es geht um gegenseitige Aufmerksamkeit, wohl wahr! Aber wenn ich den Text lese, wie der Gatte um seine Gattin sich sorgt - das ist doch wirklich herzergreifend geschildert! Denn leider ist es meistens doch so, dass die Frau die Sorgende ist und der Mann das oft gedankenlos, kommentarlos und als selbstverständlich annimmt - anwesende Männer, die die Ausnahme von dieser Regel bilden, sind davon natürlich ausgenommen :-)
Georg Herrmann 11.10.2010, 08:09 Uhr
@Günther Melzer: vielen Dank fürs Nachblättern und @ all: Ich danke euch für die vielen Sichten zum Zitat. Es ist doch ein kleines und feines Forum :-)
marcel 25.11.2012, 21:57 Uhr
Ja da ist viel wahres drin. Gleich gilt für Männer um die man kämpft !
me 25.11.2012, 23:32 Uhr
wer, egal um was, kämpft, ist ein verlierer
Telematik 26.11.2012, 02:07 Uhr
"Kämpfen" = auch nur der Summe aus den Summanden "tue ich oder tue ich nicht" + "Ergenbnis".
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