Eigene Zitate von Klaus Zankl

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Von der Kritik am Menschen


Vom Normalmenschen

* Der Normalmensch ist, wie es ihm sein angeborenes Wesen vorgibt. Ich bin, wie ich will. *

Vom Neurologen

* Es ist seltsam: Gehe ich mit Unterleibschmerzen zum Urologen, und diagnostiziert er beispielsweise eine Blasenentzündung, so sagt er, meine Blase sei krank; dies werde er kurieren. Gehe ich mit Ohrenschmerzen zum Ohrenarzt, so sagt er, mein Innenohr sei krank; dies werde er kurieren. Gehe ich mit Magenschmerzen zum Internisten, so sagt er, mein Bauch sei krank; dies werde er kurieren. Gehe ich aber zum Neurologen, so sagt er, ich sei krank. Warum ist das so? *

Des Dichters Seele

* Des Dichters Seele ist und bleibt ein Ort von wenig Heiterkeit. *

Vom Sportlichen

* Überall sehe ich Bräunungs - und Fitnessstudios und makellose Körper auf der Werbung dafür. So lange es überall auf der Welt durch den Menschen, sei er sportlich oder nicht, Kriege und Gewalt gibt, bedarf es keiner tüchtigen Körper, sondern tüchtiger Geister. Diese gibt es im Regelfall nirgendwo. *

Vom Tier Mensch

* Der Mensch ist im Normalfall leider nicht zum Wachsen oder Werden da, sondern nur zum Sein. Gleichsam einem Tier frißt, scheißt und schläft er. Am Ende seiner Tage muß er Abschied nehmen und tut sich mit dem Nirvana schwer. Im Laufe seines Lebens begegnen ihm viele unerträgliche, narzißtische Kränkungen. Alle körperlichen Krankheiten zusammen richten in ihm keinen annähernd so großen Schaden an, wie die Herabwürdigungen, die ihn dauerhaft bis zur Persönlichkeitsstörung prägen. Nichtsdestotrotz läßt keiner den anderen in Frieden. Wozu ist das Leben da? *




Wo kommen wir her?

* Es gibt für die Entstehung des Menschen zwei bedeutsame Theorien: Die eine ist die Evolution, die andere ist die Schöpfungsgeschichte. Bei der einen fehlen wichtige Bindeglieder, die bis heute nicht gefunden worden sind. Bei der anderen stellt sich die Frage, warum ein allmächtiger Gott wissentlich zwei zunächst vollkommene Menschen schuf, die danach aber zu mutierten Sündern werden und dieses weitervererben würden, denn der Mensch handelt bei seiner Aggression oftmals nicht aus einem angeborenen oder erworbenen Zwang, den man vielleicht noch entschuldigen könnte, sondern aus einer zutiefst empfundenen Leidenschaft, die naturgemäß begrüßt und bejaht wird. Dieses wiederum impliziert die volle Schuldfähigkeit. Wer also wird der Richter sein, die Evolution, also niemand, oder Gott? Wie wird er urteilen, und was sind seine Motive, falls er welche hat? *

Sie sind wie alle

* Den größten Bewertungszwang von allen haben Psychotherapeuten und Psychologen. Sie brüsten sich des Übermenschen und der Erkenntnis vom Leben schlechthin. Jede Abweichung davon nehmen sie mit Schadenfreude zur Kenntnis, bestätigt sie doch scheinbar die eigene Unfehlbarkeit. Und doch sind sie vom Normalmenschen kaum oder gar nicht zu unterscheiden, denn auch sie unterliegen

1. dem Bewertungszwang

2. dem Moralismus gegen andere

3. der Ablehnung

4. der Egozentrik

5. der Eitelkeit

6. der Zufriedenheit nach Vollfraß

7. der zentralnervösen Paralysesymptomatik nach überdosierter Applikation von Ethanol (Lallen und Torkeln nach Saufen)

8.dem mangelnden Gespür für den nächsten, obwohl es der Beruf eigentlich anders lehrt. *


Von der Ausdauer

* Der kluge Schüler sitzt seine Schulzeit ab, der gescheite Knacki seine Strafe, der begabte Lehrling seine Ausbildung. Die Besten unter uns wissen es genauer: Sie sitzen das ganze Leben ab. Welch Ausdauerleistung und Prüfung der Geduld!*

Vom Zweifel

* Es waren stets der neurasthenische Zweifel und das eher subjektiv - abstrakte Denken, die mich lächerlich erschienen ließen. Und doch besitzen sie eine große Legitimität, denn die größte vernachlässigte Fehlerquelle im Denken ist und bleibt die maßlose Sicherheit darin. Zwar scheint sie makellos, nicht widerlegbar und offenkundig richtig. Aber doch zeigt die Geschichte: Was gestern galt, gilt heute nichts mehr, was gestern richtig war, ist heute falsch. Sogar: Was gestern bewiesen wurde, ist heute nichts mehr wert. Falls der konkrete Denker ausnahmsweise der subjektiven Denkweise zugänglich gemacht und somit ad absurdum geführt werden konnte, welch Zweifel sind in seinem Gesicht! *

Das Ende

* Es war in der Zeit, als die Apokalypse dem Menschen den Garaus gemacht hatte. Auf den Feldern verwesten die menschlichen Kadaver, um dem Boden Dünger zuzuführen. Es war ein Vertreter Gottes, der auch an meiner Tür klingelte, um mir den Prozeß zu machen. Ich lag wie so oft im Bette, da es mein irdisches Schicksal war, an Depressionen und übelsten Magenschmerzen zu leiden, und das über die meisten Jahre meines Lebens. Ich sagte: „Was fällt Ihnen ein, mich daniederliegend im Bette und leidend zu stören? Wenn Sie über mich richten wollen, warum sind Sie nicht viel früher gekommen, um endlich Schluß zu machen?„
Ich bekam für meine durchaus objektiven Frechheiten die schlimmste aller erdenklichen Strafen: Ich wurde zu ewigem Paradies verurteilt, und das ohne die Möglichkeit, jemals begnadigt zu werden! *

Der Kluge

* Sage ich, ich sei klug, hält man mich für eitel, arrogant und versnobbt. Sage ich, ich sei dumm, so glaubt es jeder. *

Der Großkotz

* Nur wenige haben sich vor mir nicht großgetan. *

Was ist die Persönlichkeit?

* Das seelische Gesamterscheinungsbild eines Lebewesens ist die Persönlichkeit. Die schlechte Persönlichkeit gibt es überall, nur wer blind ist, sieht sie nicht. Eine gute Persönlichkeit ist geprägt von tief empfundenen {moralischen} Erkenntnissen, die den {moralischen} Geist voraussetzen. Die Formel ist recht einfach: Kein Geist, keine Erkenntnisse, schlechte Persönlichkeit, oder wenn man so will, keine Persönlichkeit. *

Von der Erziehung

* Es war einmal ein kleines Mädchen, das wurde antiautoritär erzogen. Es war dieselbe, die Jahre später alles forderte und nichts wußte. Es war einmal ein kleiner Junge, der wurde autoritär erzogen. Es war derselbe, der Jahre später wegen seines Aggressionsstaus mehrere Morde begangen hatte und dafür lebenslänglich bekam. Wie bloß erzieht man richtig? *

Der Liebenswerte

* Nur der Liebenswerte ist durch Liebenswürdigkeiten zu erfreuen. *

Die Diktatur

* Die älteste Diktatur ist die des einzelnen. Teils wird sie überschattet von staatlichen Diktaturen, aber irgendwann ist es Zeit, jede solche über Bord zu werfen und durch eine andere Regierungsform zu ersetzen. Was bleibt, ist das angeborene menschliche Verhalten, welches auf Fremdbestimmung und Zuweisung abzielt und das tägliche Zusammenleben im Kern bestimmt. Es hat sich als negativ und unabänderlich erwiesen. Es gibt also keine Möglichkeit, den Anspruch auf diese Fremdbestimmung und der damit verbundenen Diktatur zu beseitigen. *

Von der Überzeugung

* Als ich noch jung war, hatte ich wie jedermann Überzeugungen, seien es gute oder schlechte gewesen. Waren es nicht die einen, so waren es andere. Aber im Laufe der Jahre hat sich bei mir gezeigt, daß jede Überzeugung nur so lange Bestand hatte, wie sie nicht durch neue Erfahrungen oder Einsichten ersetzt und abgelöst wurde. Aus diesem Grunde fällt es mir heute recht schwer, überhaupt eine Idee oder einen Gedanken, sei er eigens oder fremd, als revolutionär, genial oder als Maßstab für die Welt zu erachten. Das Moment der Täuschung des unvollkommenen Menschen wird auf lange Zeit gesehen deutlich erkennbar. Es kann daher für uns im Denken und Handeln keine Sicherheit geben, selbst wenn wir tausend Jahre leben sollten. *

Von der Erfahrung

* Im Alter habe man an Lebenserfahrung gewonnen, so sagt man. Die differenzierte Betrachtung aber läßt wie so oft zweifeln: So gibt es nicht nur erfahrene Menschen im hohen Alter auf der einen und naive Kinder auf der anderen Seite, sondern auch diejenigen, die aus dem langjährig Erlebten keine Konsequenzen ziehen und solche, die gering an Jahren sich anhand des Erfahrenen einer gnadenlosen Selbstkritik unterwerfen. Darüber definiert sich der hundertjährige Jüngling und auch der jungenhafte Menschenkenner. *

Von der Bluttat

* Nicht nur bei Proleten ist der Täter ein Held und das Opfer ein Feigling, habe der Täter auch noch so perfide gehandelt. *

Von der Freundschaft

* Die Freundschaft obliegt dem Menschen durch seine Geburt nur ausnahmsweise. Zu schnell findet man sich gegenseitig langweilig, ja unerträglich. Obwohl der Mensch von Natur aus gesellig ist, hat er es nur zum oberflächlichen Beisammensein gebracht, um nicht in die Einsamkeit zu geraten. Der jeweils andere ist in aller Regel gleichgültig. Wird doch ausnahmsweise die Freundschaft angeboten, so wird sie zum größeren Teil durch Ausreden oder angeblich mangelnde Zeit abgelehnt und zum kleineren Teil sogar empört zurückgewiesen. Sollte es aber doch einmal zu einer Beziehung kommen, die den Anschein der Freundschaft hat, so solle man genau darauf achten, daß zwischen beiden Liebe herrsche, falls es hier auch nur zu geringen Unregelmäßigkeiten kommen sollte, offenbart sich der Verräter an der Sache. Also schon wieder einer, der für die Freundschaft nichts taugt. *

Was der Mensch nicht verträgt

* Das eine oder andere wird dir der Mensch verzeihen, aber eines nie: Wenn du ihn verläßt, und das, obwohl er selbst nicht anders handeln würde! *

Von der Arbeit

* Es gibt etwas, was in Deutschland traditionell seit jeher maßlos überbewertet wird: Die Arbeit nämlich. *

Das verbockte Abitur

* Es ist immer dasselbe: Wer denken kann, schafft das Abitur nicht. *

Der typische Deutsche

* Die Deutschen sind ein sonderbares Völkchen. Stets brauchen sie etwas, an das sie fest glauben können. Früher war es einmal der Kaiser, danach der Führer, anschließend Adenauer und vielleicht auch Kennedy. Am Ende rundete Kohl dieses Bild ab. Heutige wesentliche Idole außer dem Amtsarzt sind mir nicht bekannt, aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit. *

Von der Intelligenz

* Wer folgerichtig und gegen seine Erfahrung denken kann, der ist wirklich intelligent und bewundernswert. *

Vom Kriege

* Wer in den Krieg zieht und gute Waffen schmieden kann, der ist gut beraten. Wer aber die meisten Panzer bauen kann, der gewinnt ihn. *

Der Feind

* Es gibt in der Welt liebe Jungs und böse Buben. Ist das Feindbild erstmal da, gibt es nur noch böse Buben. *

Der Meister der Erzählung

* Der Meister der Erzählung tut sich mit der Mathematik sehr schwer. Umgekehrt ist es dasselbe. *

Vom Urologen

* Immer wenn ich urologisch untersucht worden bin, denke ich nachher anders als vorher. *

Die Frohnatur

* Nie habe ich einen größeren Haß verspürt, als gegen den, der ständig guter Stimmung ist. Er findet alles positiv, obwohl es soviel Schlechtes gibt. Bricht er sich ein Bein, so freut er sich, daß er sich nicht beide gebrochen hat. Verliert er hundert Mark, so freut er sich, daß es nicht zweihundert waren. Ist ihm übel, so wäre wohl ein Herzinfarkt schlimmer gewesen. Er schimpft mich destruktiv, weil ich seine Manie nicht teilen will. Diese Menschen haben den Bezug zur Realität teilweise verloren, ohne davon zu wissen. Dennoch sind sie im allgemeinen beliebter als der schwere Melancholiker, weil der Umgang mit ihnen Flügel verleiht. Es handelt sich hierbei aber um eine pathologisch frohnatürliche Konfiguration. *

Der Menschliche

* Es heißt, ich solle menschlich sein. Also gut, wen soll ich umbringen? *

Vom Genie

* Die meisten Genies gibt es in psychiatrischen Krankenhäusern. *

Warum der Hund Männchen macht

* Alle Säuge - und Wirbeltiere sind sehr gelehrig und intelligent. Sie verfügen wie wir über ein ausgeprägtes Bewußtsein, nur daß sie es nicht sagen können. Nehmen wir beispielsweise den Hund oder die Katze. Der Hund erkennt sehr frühzeitig den Zusammenhang zwischen Männchenmachen und Leberwurst. Die Katze bemerkt sehr bald, daß Scheißen auf dem Katzenklo und nicht schnurrend vom Balkon zusätzliche Streicheleinheiten nach sich ziehen. Je größer die Belohnung und somit das Motiv ist, desto größer sind die Lernerfolge; ja Vierbeiner werden regelrecht zu Rettungshunden ausgebildet, und suchen mit großem Erfolg nach Verunglückten. Katzen werden mit großem Erfolg dressiert und springen im Zirkus von Hocker zu Hocker, über den Dompteur hinweg und anschließend durch einen Ring aus Feuer.
Ändern sich allerdings die Gegebenheiten und Umstände, so erkennt man die Grenzen des unmittelbaren Intellektes, das heißt der Hund sucht ohne Erfolg beim Nachbarn nach Verletzten, die Katze scheißt in den Kaninchenstall der Schwiegermutter und der Papagei krächzt ohne Sinn und Verstand „Papa hat ‘ne Freundin„, was ihm die Kinder beigebracht haben und Mama nun zufällig hört. Ebenso ist es beim Menschen. Ist das Motiv ein hohes, so sind die Lernerfolge in aller Regel entsprechend. Ist es das Diplom, das lockt, so wird es erreicht werden. Ist es die Promotion, die lockt, so wird auch sie erreicht werden. Habilitation? Kein Problem, ein gewisses Talent natürlich immer vorausgesetzt. In den verschiedensten Situationen des Lebens aber scheitern vor allem Lehrer, Ärzte, Juristen, Polizisten und Psychologen. Lehrer erweisen sich als nicht subjektiv denkend, was aber dem Verständnis des Schülers dienlich wäre, Ärzte stellen vor allem bei angeborenen und nicht gleich sichtbaren Veränderungen der Organe die Diagnose des Simulantentums, Juristen verhängen keine harten Strafen gegen gefährliche Gewaltverbrecher, Polizisten schlagen unbescholtene Ausländer und Psychologen destruktivisieren den Patienten, weil dieser eine andere Meinung hat. Unter diesen Umständen der Praxis, die durchaus von dem Gelernten abweichen kann, versagen sie fast alle. Es ist nichts Neues: Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht. *

Es gibt keinen Gott

* Man muß nur lange genug leben, um zu sehen, daß es keinen Gott gibt. Alles im Leben ist nur die Folge und Folgesfolge des Vorangegangenen. Ein Gott, heiße er Allah oder Jehova oder Mannitou, passt da nicht hinein. Aber selbst wenn es ihn doch geben sollte, verdiente er tatsächlich Anerkennung? *

Das Brett vor dem Kopf

* Das größte Brett vor dem Kopf hat ohne Zweifel der Sozialphobiker. Er ist daher der meistgehaßte homo sapiens überhaupt. Frag’ die Lehrer, Ausbilder, Erzieher, aber auch Bekannte, Nachbarn oder Schwiegermutter, alle sagen über ihn dasselbe: Schuld am Elend aller ist nur er allein. Ihm wird eine größere Aggression entgegengebracht, als dem größten Schweinehund, da es mit der Geduld des zivilisierten Menschen nicht weit her ist. Wieso aber bekommt ausgerechnet er den Nobelpreis? *

Vom Weibe

* Warum ich nie geheiratet habe, werde ich in letzter Zeit, der ich nunmehr fünfundreißig Jahre zähle, oft gefragt. Ist die Frau zum Geiste eher fähig als der Mann? *

Das Trauma

* So mancher Kindheitstraumatisierte neigt später zur lebenslänglichen Selbstaufwertung. Es werden dabei vor allem allgemein akzeptierte Werte wie Schönheit, Reichtum, Männlichkeit und Intelligenz dargestellt und für sich beansprucht, treffen sie tatsächlich zu oder nicht. Darauf angesprochen lernt man schnell, daß im Leben fast nichts interessant ist, und die Kritik an der eigenen Person schon gar nicht. Dementsprechend hat man auch noch nie von einer erfolgreichen Therapie dieser Wesensstörung gehört. *

Gut und Böse

* Es fällt mir schwer zu glauben, daß Gott nur gut und Satan nur böse ist. Zumindest fänden beide auf der bewohnten Erde kein adäquates Gegenstück. *

Der Trieb zum Verbrechen

* Der Trieb zum Verbrechen kommt bei einigen Probanten gleich nach den lebensnotwendigen Trieben wie Hunger, Durst, Schlafen und Fortpflanzung. Es ist ein Märchen, ein Verbrecher werde zum Verbrecher erzogen. Genauso wie jeder andere auch sein individuelles Wesen, welches sich als lebenslänglich unveränderbar erwiesen hat, von seinen Vorfahren in die Wiege gelegt bekommt, wird auch er als Träger seiner in diesem Falle schlimmen Merkmale geboren. Die Erziehung kann zwar nicht gänzlich ignoriert werden, sie dient aber lediglich zur geringen Verstärkung oder Milderung des ererbten Potentials. Wie stark nun der Trieb zum Verbrechen sein kann, zeigt wieder einmal die Geschichte: Die Alten Römer waren Barbaren und haben noch gekreuzigt, aber dennoch hat es auch dort zum Teil schwerste Straftaten gegeben. Nichts und niemand wird also die aktive oder passive Durchführung von Unrecht jemals restlos verhindern können, weder durch Androhung von Repressalien noch durch den Einsatz einer bewaffneten Armee. *

Von den physiognomischen Fragmenten

* Die Physiognomik ist zwar keine vollkommene Wissenschaft, sie hat bei mir aber trotzdem einen hohen Stellenwert, denn sie spiegelt ein hohes Maß an Menschenkunde wider. Die meisten Menschen sind tatsächlich so, wie sie aussehen, vielleicht klug oder dumm, vielleicht lieblich oder gewalttätig. Am liebsten ist mir das klar geschnittene, charaktervolle Gesicht. Ein klarer Kopf, zwei klare Augen und ein klares Wort prägen diesen Menschen. Bisweilen gibt es aber bemerkenswerte Ausnahmen von der Regel, bei deren Beurteilung man sich gehörig verschätzen kann. Die Natur macht halt, was sie will. *

Der Individualist

* Es gibt nur sehr wenige Menschen, die unabhängig von Lob und Tadel sind. Man nennt sie Individualisten. *

Wer ist mutig?

* Die mutigsten Männer der Weltgeschichte sind die ängstlichsten zugleich gewesen. Nur wer Angst hat und sie überwindet, ist mutig. Die Heldentat als solche, die völlig angstfrei ausgeführt wurde, ist kaum eine Notiz wert. *

Von der eigenen Art

* Die größte Aggression geht bei Mensch und Tier meistens gegen die eigene Art. *
Das Ursache - Wirkungs - Prinzip

* Hier auf der Erde und wahrscheinlich auch in den meisten Bereichen des Universums gilt das Ursache - Wirkungs - Prinzip. Es gibt also keine Ursache, die nicht eine Wirkung nach sich zöge. Umgekehrt ist es dasselbe: Es gibt keine Wirkung, die nicht auf einer Ursache fußte. Ist es aber nicht denkbar, daß es Teilabschnitte des Weltalls gibt, die für uns uneinsehbar sind und in denen dieses Gesetz keine Anwendung findet? Dies hieße, erführen wir davon, daß dort Dinge geschähen, die wir nur mit einer Art Zauber erklären könnten, da sie außerhalb unserer Erfahrung liegen. Ein Mensch, den man in diese Welt transformieren würde, müsste wahrscheinlich alsbald sterben. *

Von der Verhältnismäßigkeit

* Gut und Böse oder Wert und Unwert sind nicht objektiv darstellbar oder meßbar. Der eine erschaudert beim versehentlichen Zertreten eines Regenwurmes, wiewohl der nächste Eintritt zahlen würde für eine mittelalterlichen Vierteilung, aber natürlich nur dann, wenn der andere umgebracht wird. Wer ist gut und wer ist schlecht? *

Warum Nashornscheiße gut schmeckt

* Schopenhauer lehnte einst das Leben ab. Er hieß den Menschen nur im weiteren Sinne ein denkendes Wesen, da er sich des allgegenwärtigen Problems des Daseins nicht bewußt sei. Aber genaugenommen muß dies so sein, denn das Leben erhält seinen Antrieb im Regelfall zunächst aus dem Selbsterhaltungstreben, der Freude am Sein und dem Unvermögen, die Zwielichtigkeit und Qual desselben zu erkennen. Nur so ist es möglich, eine Generation nach der anderen zu schaffen, die auch in Zukunft keine Fragen stellen oder Existentielles je in Zweifel ziehen wird. Somit ist das Fortbestehen der eigenen Art in jedem Falle gewährleistet, das Ziel der Evolution erreicht. Sollte aber das Selbsterhaltungsstreben, aus welchem Grunde auch immer, erlöschen, und sollte die Freude am Sein durch eine Depression ersetzt werden, dann wird unter diesen Umständen schnell dem Dümmsten klar, daß das Problem des Seins eines der schwierigsten und wichtigsten überhaupt und das Leben ein Nichts ist. Der Pillendreher würde aussterben, wenn er überlegen könnte und ihm klar würde, welchen Job er macht! *

Eine subjektive Beschreibung der Angst

* Die Angst ist der unendliche Strudel, der mich hoffnungslos ohne Wiederkehr davontreibt. *

Vom Respekt

* Zuneigung kann nicht erzwungen werden, Respekt kann und muß erzwungen werden, notfalls mit Gewalt. *

Von der Sensibilität

* Die Sensibilität ist eine sehr positive Eigenschaft. Schade aber, daß sie meistens nur gegen sich selbst Anwendung findet. *

Der Urknall

* Die Astrophysiker betrachten den Urknall als die Wiege allen Lebens. Da Energie und Materie kompatibel seien, habe sich letztendlich alles Lebendige aus dieser Energie entwickelt, woher sie auch immer stammen möge. So fänden wir infolgedessen Sterne, Sonnen, Monde und Planeten, die durch ausgeglichene Schwerkräfte in vorzüglicher Weise zusammenwirkten und somit das Universum zusammenhielten und insbesondere die richtigen Bedingungen auf der Erde (Temperatur, Druck, Atmosphärenbeschaffenheit, Wasser, fruchtbare Böden und so weiter). Diese Theorie ist plausibel und nicht von der Hand zu weisen. Doch ich bleibe hartnäckig - wozu dieses skurrile Wunder? *

Vom Werte des Lebens

* Moralisch und ethisch gesehen ist ein Leben unbezahlbar und mit Gold nicht aufzuwiegen. Im täglichen Dasein aber spüren wir nur den Wert, der uns von anderen beigemessen wird. Dieser ist absonderlicherweise denkbar gering. *

Die Widrigkeit

* Es gibt für jede Widrigkeit jemanden, der sie gut findet. *

Der freche Grinser

* Den frechen, auf die Nerven fallenden Grinser gibt es überall. Sein Motiv ist, höre es sich trivial an oder nicht, der Narzißmus. Er wird durch Prägung gefördert und durch die Unmündigkeit des Betreffenden nicht revidiert. Und wenn der Grinser nicht gestorben ist, dann grinst er morgen immer noch. *

Vom Lernen und Lehren

* Es ist schon erstaunlich, wieviel Wissen sich der Mensch im Laufe seines Bestehens angeeignet hat. Jedoch zeigt er sich in nichts phantasieloser, als im Weitervermitteln seiner Kenntnisse. Dies führt mitunter sogar so weit, daß an sich begabte Menschen eine weiterführende Schule verlassen müssen, weil sie dem einfühlungslosen Unterricht nicht folgen können. Sie gelten dann absurderweise als nicht talentiert genug. Falls sie sich aber trotzdem weiterbilden möchten, bleibt ihnen nur noch das autodidaktische Studium, welches viele derselben im übrigen bestehen. Ein weiteres und groteskes Beispiel spiegelt sich ganz besonders deutlich in der Computerkunde wider: Der Rechner ist ein sehr extravaganter Schüler, denn er reagiert nicht auf Beschimpfungen und ist nicht der Ausbildung verweisbar. Tatsächlich muß ihm auch in Form seiner Sprache und im Sinne seiner Subjektivität alles ganz genau erklärt werden, kleinste Unregelmäßigkeiten führen hier sofort zum Mißerfolg, denn er macht genau das, was man ihm sagt, also auch die Fehler, die aus den ungewollt übertragenen Unklarheiten oder Mehrdeutigkeiten resultieren. Also bleibt nur der Weg, der seelenlosen Maschine mit möglichst großem Vorstellungsvermögen und Hingabe zu begegnen, ein Weg, der im allgemeinen beim gewöhnlichen Schüler keine Anwendung findet. Und was sehe ich trotzdem bei abgeschlossenen Programmen, die am Ende auf den Systemen laufen? Fehler, Fehler, Fehler! *

Von der Anerkennung

* Anerkannt wird nur der, der den eigenen subjektiven Idealen und Werten entspricht, seien sie geistig oder nicht. So mag der Lehrer den guten Schüler, der Trainer den athletischen Sportler, der Meister den geschickten Lehrling, der Knacki den erfogreichen Bankräuber und der Feldwebel den gehorsamen Soldaten. Eine allgemeine Anerkennung erlangt derjenige, der abgesehen von fachspezifischen Fragen keine weiteren stellt. Wehe dem, der diesen Idealen nicht entspricht! *

Von der Wahrnehmung

* Es ist die angeborene feinpsychologische Wahrnehmung, die mich an mir selbst und anderen Fetischismen, Atavismen, verborgene Strömungen und wunderliche Triebe erkennen läßt und fast mit einem zwanghaften, also quälenden Beobachtungsstreben einhergeht. Zugegeben: Dies ist wahrscheinlich der Stoff, aus dem gute Literatur gemacht wird, aber glaubt mir, könnte ich tauschen, ich würde es sofort tun! *

Vom Heißhunger

* Bei einigen Menschen wird durch nichts die Verwandtschaft zum Tiere deutlicher als beim Fressen. *


Der Egozentriker

* Der Egozentriker denkt naturgemäß auffällig ichbezogen. Es ist der Schaden anderer, den er nicht nur billigend in Kauf nimmt, sondern als erstrebenswertes Ziel betrachtet, um sich daran zu erfreuen und zu befriedigen. Nichts ist ihm heiliger als sein Recht, nichts empört ihn mehr als das Recht anderer, denn selbige sind nach seiner Denkart unbedeutender als ein Stein am Wegesrand. Dieser Charakterzug ist nicht abhängig von der Nationalität, Kultur oder vom Intellekt. Milde Fälle dieser Untugend sind egoistisch, besonders krasse Fälle egomanisch zu nennen. Bei letzteren muß die Gesellschaft etwas unternehmen, um Schaden von ihr abzuwenden, obwohl sie ja selbst aus der Summe der drei genannten Typen nebst einigen scheinbaren Sonderlingen besteht. Fünfundzwanzig Jahre Gulag werden bestimmt für Abhilfe sorgen. Ist diese Forderung etwa radikal? *

Von der Bedürftigkeit

* Der Mensch ist auf der einen Seite die selbsternannte Krone der Schöpfung, aber auf der anderen das bedürftigste Wesen des Universums. Kein Tier, keine Mücke, kein Elefant stellt so hohe Ansprüche an das Leben wie wir. Ob Kleidung, Nahrung oder Unterkunft, alles muß erarbeitet oder beschafft werden. Wo sich der Wolf mit einer einfachen Höhle begnügt und dort sogar Welpen zur Welt bringt, benötigen wir unser Haus mit der entsprechenden Einrichtung. Wo das Rind mit einfachem Gras vorliebnimmt, benötigen wir hochwertige Mischkost. Wo das Schwein annähernd nackt herumläuft, benötigen wir je nach Jahreszeit verschiedentliche Kleidungsstücke. Wo sich der Elchbulle mit einigen Quadratkilometern Revier zufriedengibt und dabei aber trotzdem andere Tiere außer eben Elchbullen duldet, roden wir weite Flächen, um sie der intensivierten Landwirtschaft und den Riesenstädten zuzuführen. Wo in der Natur im Sinne eines Regulativs ein Massensterben einsetzt, begegnen wir ihm mit verbesserter Medizintechnik und Lebensmittelimporten. Die Befriedigung unserer Bedürfnisse, so verständlich sie zunächst auch sein mag, haben wir nach und nach in immer größerem Umfange gegen alle natürlichen Widerstände durchgesetzt. Am Ende werden es unsere eigenen Bedürfnisse sein, an denen wir ersticken. *

Vom Alkohole

* Der Alkohol ist nicht nur ein gefährliches Suchtmittel, er kann auch bei der Arbeit an ungefährlichen Maschinen - und dazu mag die Schreibmaschine ja gehören - inspirierend wirken und zum Beispiel die Erstellung von Aphorismen begünstigen. *

Von der Lernbehinderung

* Man kann eine Lernbehinderung beim Erwachsenen, wenn man einmal von seinen Schulzeugnissen absieht, in der einen Gruppe in einem Gespräch spontan erkennen, in der anderen nicht. In der erstgenannten Gruppe wird man das Gefühl nicht los, es mit einem großen, naiven Kinde zu tun zu haben, welches nie erwachsen geworden ist und seine Umwelt infantil erkundet und einschätzt. In diesem Zusammenhang bin ich sogar schon von einem dreißigjährigen Manne zu einem Spiel im Sandkasten eingeladen worden. In der anderen Gruppe ist der Defekt nicht ganz so offensichtlich zu erkennen: Im Gespräch zeigt sich der Mensch zunächst interessiert, weltoffen, verständnisvoll und erfahren. Keine Spur eines konfusen Charakters. Aber: Wenn man diese Personen etwas besser kennengelernt hat, bringt man auch ihre Wertvorstellungen in Erfahrung. Und genau das ist der Knackpunkt. So ist dem einen beispielsweise der Fußball und seine Lieblingsmannschaft hoch und heilig, so daß er viel Zeit damit verbringt, Sportsendungen zu sehen, Fanartikel zu kaufen und selbst die eine oder andere Partie auf der Wiese zu spielen. Ihr Verlust oder der der Lieblingsmannschaft kann dann eine ernsthafte Krise auslösen, obwohl doch der Fußball keine Bedeutung hat und für niemanden, ausgenommen Berufsspieler, Vor - oder Nachteile bringt. Fußball - welch großer Wert! Ein weiteres Beispiel wäre, wie gelegentlich auch zu sehen, sein Automobil in den Mittelpunkt seines Denkens und Strebens zu stellen. Der Wagen ist dann das ein und alles, er wird gewaschen, poliert, gewachst, inspiziert, übertrieben mit Zubehör ausgestattet und zur Schau gestellt. Bei einem Totalschaden ist dann das Leben nichts mehr wert. Der Wagen - welch großer Wert! An den Werten sind sie, neben den Zeugnissen natürlich, zu erkennen! *

Von der Psychose

* Die Psychose ist der nichtzugängliche Irrglaube. Gemessen an dieser Definition gibt es sehr viele Kranke in diesem Lande, wenngleich auch nicht immer im rein medizinischen Sinne. *

Das Matriarchat

* Nicht in allen Familien ist der Mann und Vater das führende Familienmitglied schlechthin. So sieht man auch in manchen Ehen ein dominantes Alphaweibchen, welches die Herrschaft an sich gerissen hat und sich zum Bestimmen geboren sieht. Läßt der Ehemann, vielleicht sogar groß an Wuchs, sie gewähren - die Kinder haben sowieso nichts zu sagen - und ist sie zudem klein und mager, nimmt die Gemeinschaft fast lächerliche Züge an. *


Die Selbstverleugnung nach außen

* Die Lüge gegen andere ist nicht viel älter als die Lüge gegen sich selbst. Auf diese Weise sollen als unerträglich empfundene Gedanken, die an der eigenen Heiligkeit rühren, ausgeschaltet werden. Aber wartet nur, irgendwann kommt alles ungefiltert wieder! *

Vom Wesen des Menschen

* Das eigentliche, ungeschminkte Wesen des Menschen ist besonders beim Kinde deutlich erkennbar, weil es naturgemäß weniger gehemmt ist als der Erwachsene und in der Hauptsache keine Vorbehalte kennt. Daher läßt es gut sichtbare Einblicke in sein Seelenleben zu, denn es weint in jedem Fall, wenn es traurig ist, und es schreit in jedem Fall, wenn es wütend ist. Ist es fröhlich, so lacht es. Die Kombination der dargestellten Emotionen untereinander und die Häufigkeit der Einzelgefühle lassen dann, wenn nicht vollständige, so doch gewisse Rückschlüsse auf den jeweiligen Charakter zu. Diese Offenkundigkeit verliert sich jedoch im Zuge der weiteren Entwicklung bis zum Abschluß der individuellen Persönlichkeit. Es ist demnach in aller Regel nicht mehr zu erwarten, daß man bei einer Rüge des Chefs in Tränen ausbricht, bei dem Verlust seiner Brieftasche ärgerlich schreit oder sich kranklacht, wenn einer mit dem Namen „Pustekuchen„ vorstellig wird. Das Grundwesen aber, sei es heimtückisch, entgegenkommend oder wie immer, bleibt völlig unverändert, nur daß man es nicht mehr auf Anhieb erkennen kann. Außer Kinder zeigen nur noch (enthemmte) Betrunkene, wer sie wirklich sind. *

Von der Zukunft

* Der Mensch ist so beschaffen, daß sein Handeln und Wirken zukunftsorientiert zu nennen sei. Daher darfst du ihm alles nehmen, aber nicht den Glauben und die Hoffnung, daß alles besser werde. *

Vom Glücke

* Das Glück ist nicht nur von äußeren Faktoren abhängig. Vielmehr spielen auch biochemische Prozesse im Gehirn eine wichtige Rolle. Arbeiten sie anlagebedingt unregelmäßig oder gestört, ist kein Glück zu erreichen, so sehr man sich auch anstrengt. *

Von Beamten

* Manche Beamte sind so dumm und kleinkariert, daß sie beim Totschlag einer Fliege die Mordkommission benachrichtigen. *
Vom Nachbarn

* Kraule ich des Nachbarn Hund, so gewinne ich einen neuen Freund. Kraule ich des Nachbarn Frau, so gewinne ich einen neuen Feind. Wo liegt eigentlich der genaue Unterschied? *

Von den heiligen Schriften

* Es gibt wohl keine langweiligeren und mit mehr leeren Versprechen versehene Bücher als die religiösen. Ob Bibel, Koran, Talmud oder Mannitous’ heilige Symbolrollen - chchchchchchchchch.......... *

Das Konzept

* Ob beruflich oder privat, gesellschaftlich oder familiär, mir fehle das Konzept oder auch der Plan für die Zukunft, schimpft meine Umwelt. Wie soll wohl ein feingeistiger Mann wie ich, der es allenthalben zu dulden gelernt hat und dessen Schmerzgrenze oft weit überschritten war, lebendig - dynamische Projekte verwirklichen wollen? *

Von der Programmatik des Seins

* Es zeigt sich oft, daß eineiige Zwillinge in derselben oder einer ähnlichen Lage am selben oder einem anderen Orte dasselbe denken und empfinden. Dies gilt überraschenderweise selbst dann, wenn sie sich noch nie im Leben begegnet sind, wie es eben bei Geschwistern, die nach der Geburt voneinander getrennt wurden, vorkommt. Das beweist, daß nicht nur unser Äußeres durch die Erbmasse vorherbestimmt ist, sondern gleich die komplette Persönlichkeit mit ihm. Somit ist auch der freie Wille eines jeden Lebewesens mit Zweifeln zu versehen, denn es geschieht nicht das, was das Individuum will, sondern nur das, was die erbliche Prädestination der Kreatur als freien Willen suggeriert. *

Von der vergammelten Gurke

* Für die Tiefenpsychologie gibt es nur sehr wenige treffende Bewertungen. Auf jeden Fall aber ist sie unseriöser, als vergammelte Gurken zu verkaufen.*


Der Rechtsradikale

* Das Bezeichnende für den Rechtsradikalen ist sein auffallend blödes Gesicht.*


Der Psychiater

* Was ich dem Psychiater nicht verzeihe, ist seine Reduktion meines Seins auf einen neurologischen Zustand. *

Vom Abstrahieren

* Die Abstraktion ist die Fähigkeit, Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. Was aber ist wesentlich oder unwesentlich? *

Der Verdacht

* Wer einmal im Verdacht stand, dumm zu sein, wird nie mehr auf die Beine kommen. *

Depression

* Wer nie die schwerste Depression erlebt hat, der war nie erschüttert. Wer nie erschüttert war, der hat nie am Selbstverständlichen gezweifelt. Wer aber nie am Selbstverständlichen gezweifelt hat, ist künstlerisch und wissenschaftlich bedeutungslos. *

Vom Christus

* Was den Christus unsterblich gemacht hat, war sein lebendiger Geist. Umso erstaunlicher ist es, daß er ihn ausgerechnet dem Erdenmenschen empfehlen wollte. *

Vom Paradiese und der Möglichkeit der Unsterblichkeit

* Im Paradiese, die meisten Menschen wissen es nicht, weil sie es nie genau nachgeschlagen haben, gab es dem Bibeltext zufolge zwei bedeutsame Bäume: Den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse und den Baum des Lebens. Von dem einen haben Adam und Eva bekanntlich gegessen, wurden somit erbsündig und erkannten fortan naturgemäß den Unterschied zwischen Recht und Unrecht, wiewohl das Streben des Menschen zumeist in die negative Richtung weist. Danach wurden sie aus dem Paradiese vertrieben und der Baum des Lebens von einem mächtigen Engel bis zum heutigen Tage bewacht, der die potentielle oder totale Unsterblichkeit ermöglicht hätte. Allein die erste und bislang einzig genossene verbotene Frucht hat also das Weltgeschehen entscheidend beeinflußt. Kaum auszudenken, wie das Leben auf der Erde heute aussehen würde, hätten die ersten Menschen auch noch von der zweiten Frucht gegessen, denn dann würden, die totale Immortalität vorausgesetzt, alle Schurken keines Todes mehr sterben, um der Einsicht, Rückkehr und Erholung Raum zu geben, wie es die Welt zum Beispiel nach Franco, Hitler oder Stalin und seinen Nachfolgern erlebt hat. Allein „nur„ dem Sündenfall, hält man die Schöpfung für authentisch, verdankt die Erde ihren gegenwärtigen Phänotypus. Aber: Man muß Adam und Eva eines zugute halten: Sie kannten die Lüge (noch) nicht. *

Die Welt als Wille und Vorstellung

* Alles um uns herum muß als subjektive Vorstellung in unser Bewußtsein fließen, wollen wir existieren. So gibt es scheinbar triviale Sinneseindrücke wie Sehen, Hören oder Riechen auf der einen Seite - auch sie müssen erst einmal, so wir nicht schlafen oder andersartig ohnmächtig sind, im Zerebrum ausgewertet und im Theater des Bewußtseins aufgeführt werden, um uns einen Eindruck von der unmittelbaren Umwelt zu verschaffen - und die geistig - intellektuellen Zusammenhänge, die uns gleichermaßen umgeben und erkannt werden wollen auf der anderen Seite. Während die Sinnesorgane mehr oder weniger automatisch funktionieren und ihre Eindrücke weiterleiten, müssen die intellektuellen Zusammenhänge durch lebenslängliches Lernen erarbeitet werden. Dieser Prozeß gilt für alle Lebewesen, aber für Pflanzen natürlich nur im weiteren Sinne, da sie wahrscheinlich ohne Bewußtsein auskommen müssen. Das lebenslängliche Lernen führt nun besonders bei häufig wiederkehrenden Tätigkeiten zu schnellen und folgerichtigen Assoziationen, es wird folgerichtig reflektiert, es spiegelt sich der einst erlernte Teil der Intellektuellen, zusammenhängenden Welt wider. Jedoch kenne ich nur sehr wenige Menschen, die ein außerordentliches Gespür für den anderen entwickelt hätten, und das, obwohl wir doch jeden Tag Umgang und Kontakte pflegen, jeden Tag Menschen sehen. Gerade dieser Teil der umgebenden intellektuellen, zusammenhängenden Welt ist im gewöhnlichen Falle wenig ausbaufähig. Zwar gibt es den einen oder anderen talentierten stillen Beobachter, doch zählt er zumindest im eigenen Lande nichts. *

Vom schweren Leide

* Das eigene Leid, gar chronisch, ist schwer zu ertragen. Das fremde Leid ist gar nicht zu ertragen. *


Von der Bildung

* Das triviale Imitieren eines anderen, das Erlernen leichteren Stoffes oder auch das anstrengende Studium, alles jeweils unter fremder Führung oder unter Bezugnahme auf ein Vorbild, sieht man überall. Für die eigene Überlegung bedarf es des Genies. *

Die Aufgabe des anderen

* Es scheint, als wäre das Zurücklassen eines anderen für den gewöhnlichen Menschen, habe er ohnedies ein Feindbild oder auch nicht, die leichteste aller Übungen. Nein, ich werde auch beim nächsten Mal zögern, nein ich werde immer zögern, gleich, wer vor mir steht. *

Der Computer

* Was einen guten Computer ausmacht, ist die große Festplatte, der große Arbeitsspeicher und der starke Prozessor. Obwohl ich den Menschen nicht unmittelbar mit einem Computer messen möchte, sei ausnahmsweise doch dieser Vergleich erlaubt: Wer die schwierigste aller selbstauferlegten Aufgaben lösen möchte, nämlich ein unkonventioneller Denker mit individualistischen Strömungen zu werden, muß wissen: Einen guten, ja genialen Dichter oder Denker ohne phänomenalem Langzeitgedächtnis, also Festplattenkapazität, und ohne hervorragendem Kurzzeitgedächtnis, also Arbeitsspeicher, und ohne analytischem Verstande, also Prozessor, gibt es nicht und wird es nie geben. *

Von der Eitelkeit

* Absurderweise gilt es seit jeher als großer Wert und bedeutsam, reich, schön, erotisch oder intelligent zu sein, obwohl man dadurch weder das ewige Leben noch eine Stelle neben dem Lieben Gott beanspruchen könnte. Falls es als großer Wert gelten würde, die stinkensten Exkremente zu produzieren, würden sich die Menschen gegenseitig mit Scheiße bewerfen, um zu demonstrieren, sie seien mehr als der andere. *

Vom Ärgern

* Jeder Mensch, vom Hilfsarbeiter bis zum mehrfach promovierten Esel, ist zu ärgern, kennt man seine subjektiven Werte. Selbige sind einfach nur in Zweifel zu ziehen, so erkennt man beim Gegenüber bald den Zustand der empfundenen Wertlosigkeit oder Minderwertigkeit. Während man noch bei Doofi kundtun kann, man vertrage mehr Bier als er, so wird beim Arzte die Diskreditierung seiner Doktorarbeit als Abhandlung über Vitamin C Wirkung zeigen. Gelten wollen sie alle, jeder auf seinem Niveau. *

Von der unerwarteten Frucht

* Die meisten Frauen wollen, in der Regel schon wenn sie jung sind, niedliche kleine Kinder. Dies liegt, schieben wir einmal den allen sich geschlechtlich vermehrenden Geschöpfen angeborenen Fortpflanzungstriebe beiseite, am Diktat ihrer weiblichen Natur. Auf diese Weise entsteht eine Generation nach der anderen, ohne daß sich jemals einer ernsthaft Gedanken darum gemacht hätte, wie sich die entwickelnde Leibesfrucht im späteren Leben verhalten wird. Ach, ist der Kleine drollig! Dudidudidudi! Aber nicht nur der Papst oder Mutter Theresa waren einst süße Kindlein, sondern auch die größten Verbrecher der Weltgeschichte, wie sie auch alle geheißen haben mögen. Auch sie waren einmal, von unerwünschten Schwangerschaften abgesehen, geliebte und gewollte Säuglinge, denen zumindest seitens der Mutter große Liebe und Fürsorge zuteil wurde. Wissen die Frauen wirklich nicht, welch möglicherweise unkalkulierbare genetische Zeitbombe sie in die Welt setzen, obwohl sie doch die Leibesfrucht vom Manne in bester Absicht empfangen haben? *

Der Katalysator

* Ein Katalysator ist ein Stoff, der durch seine bloße Anwesenheit eine chemische Reaktion auslösen oder beschleunigen kann, ohne dabei selbst verbraucht oder verändert zu werden. Überraschenderweise kann man dieses Beispiel aus der Chemie zumindest im weiteren Sinne auch auf den Menschen übertragen, denn es gibt Personen, die durch ihre zufällige, pure Anwesenheit Beschimpfungen und körperliche Gewalt auf sich ziehen, ohne je einem etwas getan zu haben. Wie dieses Rätsel zu erklären ist, entzieht sich meiner Kenntnis.*

Vom geschorenen Schafe

* Ist man erstmal ein paar Jahre älter, schaut man irgendwann verwundert auf seinen Körper und erkennt darauf die Wunden und Narben seines Lebens. Nicht alle sind auf Mißgeschicke oder Unfälle zurückzuführen, einige finden ihre Ursache auch in handfesten Auseinandersetzungen mit dem Menschen, vielleicht sogar mit dem Tiere. Zählt man nur diese zusammen, fragt man sich unwillkürlich auch für den Fall, daß man stets zurückgebissen habe, ob dies wirklich ein unausweichliches Schicksal sei. Ich persönlich kenne niemanden, der gänzlich ungeschoren geblieben wäre. *



Von jemandem, der auszog, die Wahrheit zu verkünden und nicht mehr lange lebte

* Es war einmal ein Mann, der war psychologisch außerordentlich begabt. Seine Begabung ging so weit, daß er schon nach kurzer Zeit des Kennenlernens ein sehr treffendes Psychogramm erstellen konnte. Dieses beinhaltete fast immer die Unvollkommenheit des einzelnen. Seine scharfe Logik und Beweisführung war dabei so unwiderlegbar, daß der angesprochene Mensch, gekrümmt vor Schmerz, es nicht vorzog, an sich zu arbeiten, sondern den Begabten durch einen listigen Anschlag zu töten. Und da solle einmal einer sagen, man habe nur zu Zeiten der Antike oder des Mittelalters den Überbringer der schlechten Botschaft umgebracht! *

Vom Lesen

* Manche Menschen können gut von den Lippen ablesen. Andere Menschen können gut aus den Händen lesen. Ich kann hervorragend aus dem Gesicht lesen, sei sein Ausdruck gespielt oder nicht. *

Von der schulischen Moral

* Die Schulen von heute wollen den Wichten neben dem gewöhnlichen Unterricht auch moralische und ethische Werte vermitteln, soweit sie dazu in der Lage sind. Und das ist auch gut so. Interessanterweise wird damit aber gleichzeitig zugegeben, daß die Schüler sie bedingt durch ihre bloße Geburt nötig haben. *

Der Giftanschlag

* Versuche ich mich selbst zu vergiften, so bekomme ich eine Zwangseinweisung ins Irrenhaus. Versuche ich meinen Feind zu vergiften, so bekomme ich einen guten Rechtsanwalt. *

Von der Klugheit

* Es gibt wohl kaum ein Thema, das dem Menschen wichtiger wäre, als das der eigenen Klugheit, in welcher subtilen Form auch immer. *

Von der Ablehnung

* Ich mag stehen, wo ich will, ich werde überall, bereits als Deutscher unter Deutschen, abgelehnt. Dieses weitreichende Phänomen kränkt mich weniger, als daß es mich überrascht, da wir doch teilweise in großen Städten zusammenleben, weil wir anscheinend bereits von Natur aus gesellig sind. Wie weit ist es da noch zum Mord am Türken, Inder oder Indianer? *

Vom Freitode

* Der Freitod wird meistens als „Selbstmord„ bezeichnet. Diesen Begriff konnte ich nie teilen, da der „Mord„ stets ein niederes Motiv zur Basis hat und nicht die Verzweiflung, den Schmerz oder das Elendsein. *

Vom organisierten Gewaltverbrechen

* Verbrechen, insbesondere Gewaltverbrechen, hat es immer schon gegeben und wird es immer geben. Was sich früher jedoch als Tat einzelner oder kleinerer Banden zeigte, ist heuzutage landesweit bei den Neonazis organisiert. Ihr Ziel ist der illegale Umsturz, um danach den Trieb zum Gewaltverbrechen auf legale Weise befriedigen zu können. *

Von der plötzlichen Idee

* Immer werde ich, selbst bei Gelehrten und denen, die sich dafür halten, für klug befunden, wenn ich einen Gedanken äußere, der dem Gesprächspartner nicht eingefallen wäre, selbst dann, wenn er recht trivial ist. *

Der schmerzliche Verlust des anderen

* Es gibt keinen schmerzlosen Verlust des anderen, wenn man, ungeachtet dessen, ob man sich vorher noch mit ihm gestritten hat, immer noch eine gewisse Wertschätzung für jenen empfindet. *

Von der Verneinung

* All das, von dem der Mensch glaubt, er könne es nicht erreichen, wird von ihm verneint. *

Von der Rache

* Der Mensch rächt sich ohne zu zögern. Ich räche mich, wenn überhaupt, erst nach langem Zögern. *





Vom Vergessen

* Das erste, was der Mensch vom anderen denkt, ist, als hinge ein Schild um seinen Hals, er sei bedeutungslos. Daher ist niemand schneller vergessen als letzterer, ein paar Tage reichen da schon aus. *

Vom Honorar der Berufe

* Der Arzt bekommt bei falschen Diagnosen garantiert sein Honorar. Der Handwerker bekommt bei falschen Diagnosen garantiert seine Kündigung. *

Die Qual der Qualen

* Es gibt keine größere Qual, als das Lernen uninteressanten Stoffes. Dazu gehören in erster Linie die Naturwissenschaften, insbesondere die Mathematik. *

Vom Supermanne

* Seit jeher betrachtet der Mann den anderen Mann als das, was er selber ist: Als Waschlappen und Feigling. *

Vom Frondienst

* Es ist nicht einfach, in einem Lande zu leben, in dem zumindest im beruflichen Sinne der Frondienst am anderen als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. *

Von der Uniformität

* Die Uniformität oder auch Zugehörigkeit zu einer Gruppierung sind stammesgeschichtlich mit die ältesten vererbbaren Merkmale überhaupt. Nur sind sie bedauerlicherweise der größte Feind des Individuellen, der Bildung von Persönlichkeit und des Schaffens großer Werke. Nicht meine Sache. *

Von der Prägung

* Die Prägung des Menschen findet nicht nur, aber hauptsächlich in der Zeit des Werdens statt, nämlich in seiner Kindheit und Jugend, also bereits zu jener Zeit, in der er ohnedies leicht beeinflußbar ist. Sie bezieht sich ausnahmslos auf alle Sprößlinge und nur wenige werden sich ihr im späteren Leben entziehen. Diese Prägung stellt neben dem vererbten Charakter, der Bildung und Erziehung, die natürlich auch schon prägende Elemente beinhalten können, das Fundament für die spätere Persönlichkeit dar und verfügt schon früh über eine gewisse Robustheit, hat sie erst einmal stattgefunden. Beispiele dafür gibt es genügend: Jeder ist schon einmal bei einer falschen Antwort ausgelacht worden, von welcher Seite auch immer. Also: Intelligenz und Wissen sind wichtig, will man bestehen. Jeder hat irgendwann die Erfahrung gemacht, daß nur der makellose Körper erotisch ist und das andere Geschlecht anzieht. Also: Hinein in den nächsten Fitneßklub, will man sich letzten Endes reproduzieren. Jeder kennt die Außenseiterrolle, die ihm zugewiesen wird, trägt er öfters abgewetzte Kleidung. Die Robustheit der Prägung nimmt am Ende solch feste Formen an, daß ihre Inhalte als oberes, unerschütterliches Gesetz angenommen werden, das Denken maßgeblich bestimmen, demzufolge nicht nur gegen sich, sondern irgendwann auch gegen andere zur Anwendung kommen und der geschulte Beobachter sie als irreversibel begreifen muß. Wer sind die wenigen, die sich trotz aller prägenden Erlebnisse diesem Regelkreis entzogen haben und nun eigene Wege gehen? *

Von der Verheißung

* Kleine Kinder lockt man mit Sahnebonbons. Erwachsene lockt man mit dem ewigen Leben. *

Vom schreibenden Menschen

* Es gibt in Deutschland und andernorts mehr schreibtalentierte Menschen, als man glaubt. Welcher Verlag, ob größer oder kleiner, wird sie je drucken? *

Der Fremde

* Sage mir, wie ein Volk seine Kinder behandelt, und ich sage dir, wie es seine Fremden behandelt. *

Von der Arschkarte

* Sollte ein Elternteil eines Kindes oder sogar beide egozentrisch irre Strömungen verspüren, so ist ihr Kind nur zu bedauern, denn es hat bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Arschkarte des Lebens gezogen. *

Von der Vollkommenheit

* Wer auch immer die Erde geschaffen hat, er oder sie hat sie vollkommen geschaffen. Nach langer Überlegung, ich weiß, ich mag mich täuschen, scheint nur der Mensch auf ihr nicht vollkommen zu sein. *




Du lachst dich kaputt

* Sollte jemandem in der Öffentlichkeit ein Mißgeschick passieren, lachen diejenigen am lautesten, die in ihrer Jugend am meisten narzißtisch gekränkt worden sind. *

Sie versuchen es immer wieder

* Es sind unzählige Frauen, die ihr Glück bei mir versucht haben. Ob junge oder alte, ob große oder kleine, ob dicke oder dünne, ihre grotesken Gedanken waren fast immer dieselben: „Da läuft einer, der gefällt mir, den nehm’ ich.„ Ihr Stil, mir diesen Gedanken mitzuteilen, war auch immer derselbe: Sie haben mir schöne Augen gemacht, mir damit ihr Wohlwollen ausgedrückt und mich somit zur Ansprache ihrer selbst aufgefordert. Sie nehmen mich also. Mann, muß ich gut aussehen! Bloß nehm’ ich sie auch? Hä? Interessant waren die empörten Reaktionen der Damen: Von „widerlich„ bis „Frauenschänder„ und „Ausbeuter„ war alles dabei. Die Sache ist wirklich absurd. *

Von Gott und der Welt

* Ich konnte nie erkennen, daß sich Gott in die Belange dieser Welt eingeschaltet hätte. Er läßt den Menschen schalten und walten, wie er {der Mensch} will. Er läßt Gutes geschehen, und er läßt Schlechtes geschehen. Das ganze geht sogar so weit, daß selbst der mitleiderregenden gequälten Kreatur in größter Not keine Anhörung gewährt wird, und das, obwohl selbst dem größten Verbrecher in seinem Leben dann und wann schon einmal jemand leid getan haben dürfte. In Deutschland und anderen Ländern ist die unterlassene Hilfeleistung strafbar. *

Vom verbotenen Triebe

* Der Mensch ist das einzige Tier, dessen Triebe und Neigungen teilweise durch Moral, Gesetz oder Religion einer Einschränkung unterliegen. Doch hätte jedem Verfasser jedweder ethischen Konvention von vornherein klar sein müssen, daß der verspürte Trieb, welcher es auch immer im einzelnen sei, zumindest auf Dauer seine Auslebung fordert. *

Der Moralist

* So sehr ich auch in mir moralische Tendenzen verspüre und erkenne, so sauer kann ich werden, wenn ich einen Typus von Mensch sehe: Das zufriedene Arschgesicht! *


Wie wird man einhundertundzwanzig Jahre alt?

* Um ein sehr hohes Alter zu erreichen, muß man selbstverständlich körperlich und geistig entsprechend erblich disponiert sein. Fehlt nur die körperliche Veranlagung, so stirbt man vorher an Krankheiten, fehlt nur die seelische und somit das Glücks - und Belohnungssystem, so tut man gut daran, sich zur rechten Zeit zu erschießen, um die quälende Zeit bis zum natürlichen Ende abzukürzen. Wann der genaue Zeitpunkt des Suizids gekommen ist, muß jeder für sich entscheiden. *

Wer ist verrückt?

* Ich reagierte auf Umwelteinflüsse empfindlich wie eine Mimose, sagt man über mich, sei verrückt gar. So lange allerdings der Leichenstapel am Wegesrand keine Beachtung findet und man sich auch ansonsten im alltäglichen Leben wertlos gegenübersteht, sind alle anderen verrückt, nur ich bin nicht verrückt. *

Der Fall Mareike B.

* Es war einmal eine attraktive junge Frau im Alter von etwa zweiundzwanzig Jahren. Sie hatte in ihren Kindertagen ein schweres Trauma erlitten, und zwar das einer Vergewaltigung. Ihr war also zu jener Zeit ohne Zweifel großes Unrecht widerfahren, bedenke man dabei, daß sie wahrscheinlich dieses schreckliche Ereignis für den Rest ihres Lebens nicht vergessen können und es daher im Laufe der Zeit immer wieder zu ungewollten und natürlich schmerzhaften Erinnerungen an die Tat kommen werde. Jedoch waren ihr Wesen und Charakter - sie bekundete dabei, einen Gott zu kennen - immer schon identisch mit dem der meisten Menschen - dominant, eitel, aufgeblasen und uninteressiert am Wohle anderer. Wie bloß ist dieser Fall unter den geschilderten Umständen insgesamt zu betrachten? *

Aus dem Tagebuch eines unbekannten Arbeitsverweigerers

* „Ich bin seit zehn Jahren beschäftigungslos und will auch in Zukunft nicht arbeiten, weil ich ansonsten für die Dauer der Arbeitszeit mit dem Weltmenschen Kontakt hätte, dessen Gegenwart mir nicht sehr lange erträglich scheint. Gott sei Dank habe ich ohnedies viele Krankheiten, die ich unter diesen Umständen nur allzu gerne zur Schau stelle!„

Kommentar von mir: Ich bin wohl einer der wenigen, der Verständnis für diese Einstellung aufbringen kann. Wenn sich der Arbeitslose dadurch seine individuelle Identität bewahren kann und ansonsten an seiner Persönlichkeit großen Schaden nähme, warum nicht? *
Vom Triebtäter und Überzeugungstäter

* Der Triebtäter ist nur selten erfolgreich zu therapieren. Der Überzeugungstäter ist gar nicht zu therapieren. *

Vom Respekt im Alter

* Zum Glück nimmt der einem entgegengebrachte Respekt im Alter immer weiter zu. Man braucht dann die Leute nicht mehr so oft anzuschreien, um seinen Anspruch auf Wertschätzung zu dokumentieren. *

Vom Dichter

* Gerade der differenzierte Dichter ist wohl ein Mensch, der ganz besonders auf Zuspruch, Rat und Ermutigung angewiesen ist, wolle er nicht bedingt durch seine Neurasthenie und Krisenanfälligkeit am Leben verzweifeln und auch weiterhin hervorragende Texte schreiben. Die Verlage tun also gut daran, ihre Schützlinge zu hätscheln und zu schlecken. *

Von der Liveshow

* Für das Böse ist die Erde wohl eine Riesenpeepshow, in der es seine voyeuristische Neigung zutiefst befriedigen kann. Seine Hauptdarsteller arbeiten völlig ohne Gage und alle machen mit, so motiviert sind sie, und sie werden auch morgen noch ihre geforderte Leistung erbringen. Prognose: Hoffnungslos, denn die Katze läßt das Mausen nicht. *

Die innere Qual

* Nur wer ganz bei der Sache ist, fragt ständig und so lange, bis er befriedigende und vollständige Antworten erhalten wird. Der Antrieb hierfür können sein: Beruflicher Ehrgeiz, Faszination an einem bestimmten Themengebiet, beispielsweise der Technik oder Literatur, und vor allem die erlittene und erduldete Qual, die krankheits - oder umstandsbedingt ausgelöst wurde. Je länger nun die Qual anhält und je weniger die Ursachen am Ende noch existieren, desto mehr handelt es sich dabei um die sogenannte innere Qual, bei der kein Arzt und kaum ein Psychologe helfen können. Sie ist die Triebfeder für den Zweifel an der Welt. Sie ist nicht die Geburt der Philosophie, so doch ihre Fortführung. Sie verhilft je nach individueller Begabung zu neuen Erkenntnissen und Einsichten, die sich mitunter sogar aufzuschreiben lohnen, um ihre Inhalte der Nachwelt zu hinterlassen. Daher: Es gibt kaum historisch bedeutsame Schriften ohne innere Qual als Motiv! *

Vom akzeptablen Manne

* Die Frau verhält sich oft recht wunderlich und scheint manchmal nicht von dieser Welt zu sein: Den einen Mann, der hartnäckig und ausdauernd um ihre Gunst wirbt, schenkt sie keinerlei Beachtung, auch dann nicht, wenn er unter ihrem Fenster eine Serenade singt, und den anderen verfolgt sie zur Not über den ganzen Globus und dichtet ihm eine größere Aura an, als dem Souverän des Universums. Die Beatles zeigten das, und die Rolling Stones zeigten das auch. *

Vom Pädophilen

* Diejenigen, die am lautesten fordern, der pädophile Mörder müsse auf dem Marktplatz hängen, schlagen zu Hause ihre Kinder. Sind sie viel besser? *

Von der Verschiebung

* Früher wurden Polen, Juden und Politische innerhalb von Auschwitz und Dachau geschlagen und umgebracht, und keiner hat protestiert. Heute werden Polen, Juden und Politische außerhalb von Auschwitz und Dachau geschlagen und umgebracht, und keiner protestiert. *

Vom wundersamen langen Leben

* Werde ich erst einmal vom Amtsarzt als gesund befunden, bald erhalte ich bei Behörden den Nimbus der Unsterblichkeit. Gerne stelle ich mich Wissenschaftlern und Biologen, um zu klären, warum ich nicht sterben müsse und andere doch. *


Vom Besserkönnen

* Der Mensch kritisiert meist das, was er selbst nicht besser kann. *



Von den verschiedenen zeitlichen Dimensionen

* Der depressive Mensch kennt die Dimension des Zukünftigen nicht. Klar, daß er erschaudert. Der Normalmensch kennt die Dimension des Vergangenen nicht. Mich wundert, daß er nicht auch erschaudert. *

Von der Lotterie des ewigen Lebens

* Es wird uns in allen Religionen prophezeit, daß das bestehende böse System der Dinge nicht ewig dauern, sondern zu einem Zeitpunkt, den wir nicht kennen, durch die Apokalypse beendet würde. Einfach ausgedrückt wird dann der liebenswerte, geläuterte und vor allem gottgläubige Mensch gerettet und zu ewigem Leben geführt werden, und der gottlose oder schlechte Mensch wird vernichtet werden. Jedoch ist die Liebenswürdigkeit eines Lebewesens und auch seine Bereitschaft, ein hohes Geschöpf im Universum anzuerkennen, bereits fest in seinen Genen verankert. Dasselbe gilt für das Schlechte und den Atheismus. Demzufolge kann also nur derjenige gerettet werden, der durch die Zufälligkeit seiner Geburt die richtige Genkombination mit auf seinen Lebensweg bekommen hat. Gemäß dieses Gedankens haben manche Menschen also das ewige Leben geerbt, und andere nicht. Die Karten des ewigen Lebens sind daher denkbar ungerecht verteilt. Ausnahmen von dieser Regel mag es selbstverständlich geben, wie es Ausnahmen gibt von allen Regeln. *

Der Richter

* Der deutsche Richter von heute hat nichts mehr drauf und seine Tätigkeit grenzt an Strafvereitelung im Amt. So wird der Täter im Prozeß durch des Richters übertriebene Fürsorge geschützt und das Opfer durch allzu kühles Befragen wütend gemacht. Die hohe Kriminalität im Lande läßt sich durch solch ein Verhalten bestimmt nicht eindämmen. *

Von der Offenbarung

* Nachdem sich Gott also eines Tages offenbart und die Amtsgeschäfte auf der Welt übernommen haben wird, werde ich ihm, falls ich dann noch Gelegenheit dazu erhalten sollte, eine entscheidende Frage stellen, nämlich wie er seit seinem Rückzug von der Erde den Menschen dem Menschen überlassen konnte. *

Von der Schöpfung

* Gott schuf die Erde und den Menschen. Was das sollte, ist nicht klar. *


Von der geforderten Leistung

* Vom Normalmenschen kann man eine Leistung erzwingen. Vom Genie kann man eine Leistung nicht erzwingen. *

Der Wahn vom eigenen Werte

* Der Mensch verfolgt sein ganzes Leben lang nur ein einziges Ziel, nämlich das Herbeidiskutieren des scheinbar hohen Wertes der eigenen Persönlichkeit, aus welchem er gerne die Berechtigung seiner Existenz und ihrer genetischen Fortführung ableitet. Da unglücklicherweise fast alle Menschen und deren Kinder aus diesem Holze geschnitzt sind, darf kaum angenommen werden, daß sich die Welt jemals zum Besseren wenden wird. *

Von der Strukturreform des Gesundheitswesens

* Seit das Gesundheitswesen mehrfach reformiert worden ist, bekommen die Ärzte endlich das, was sie verdient haben: Nichts. *

Von der rechtmäßigen Ohrfeige

* Sollte jemand besonders frech zu mir sein, so sage ich ihm, er solle es sein lassen. Ist er dann immer noch frech zu mir, wiederhole ich, er solle es sein lassen. Ändert sich dann immer noch nichts, bald knallt es. Es ist klar, daß sich durch solch eine Maßnahme die durch den anderen empfundene geringe Wertschätzung nicht steigern läßt, nein, im Gegenteil, sie ist jetzt natürlch noch geringer als vorher. Aber er wird sich nicht mehr trauen, mir dies zu sagen oder zu zeigen, und damit kann ich gut leben. Bei Zyklopen, Bären, Haifischen oder türkischen Preisringern sollte man allerdings eine differenziertere Taktik ausgearbeitet haben. *

Von der Oktroyierung

* Jeder will, daß ich bin wie er. *

Von der narzißtisch motivierten Handlung

* Das Leben des Menschen ist üblicherweise nicht mehr, als die Summe seiner narzißtisch motivierten Handlungen. *




Der Irre

* Das typische Klischee des Irren besteht darin, daß es sich bei ihm um jemanden handele, der unmotiviert, blutgierig und sinnlos Menschen in Stücke hackt und sie anschließend in der Tiefkühltruhe einfriert. Er wird also mehr oder weniger als nichtzugänglicher Triebtäter und somit als ernste Gefahr dargestellt und beschrieben. So wahr diese Definition in seltenen Einzelfällen sein mag, so sehr karikiert sich der Mensch damit selbst, denn die Geschichte des Verbrechens ist nicht die Geschichte des leidenden, seelisch schwerkranken Patienten, sondern es ist seine eigene, triebhafte und dem irrationalen Feindbilde zugewandte Geschichte. Den Menschen darauf hingewiesen, kann man sich schon baldiger Empörung sicher sein. *

Das Paradoxon

* Jeder Mensch behauptet von sich, er sei intelligent. Wenn ich das auch behaupte, dann bin ich dran! *

Von der zufälligen Zucht

* Seit der Mensch lebt, hält er sich Haustiere und züchtet sie. Der Sinn der Zucht besteht darin, gewollte und ihm nutzbare Eigenschaften des Tieres weiter zu fördern und zu verbessern. Sollte er die Zucht allerdings übertreiben, so entstehen Kreaturen, die seiner Forderung nach Nutzbarkeit und Leistung zwar völlig genügen, doch zeigt sich oft, daß diese Tiere auf der anderen Seite chronisch krank und streßanfällig sind oder nicht sehr lange leben. Eine gewollte Zucht gibt es beim Menschen unmittelbar nicht, jedoch gelegentlich eine unbeabsichtigte, zufällige. Betrachtet man das Genie, so ist es fast immer eine solche. Schon sein Großvater war zufällig ein launischer, oftmals schwermütig verstimmter und ziellos handelnder Mann, der eher zufällig eine Frau kennenlernte, die krankhaft reizbar, schlaflos, nervös und ängstlich ihr Dasein fristete. Sollten sich die aus dieser Verbindung hervorgegangenen Nachkommen wiederum mit zufällig ähnlich strukturierten anderen Nachkommen kreuzen, so entwickelt sich daraus eine Generation, die rein seelisch kaum existenzfähig ist. Daraus erklärt sich die hohe Selbsttötungsrate der Unglücklichen, aber auch deren enorme Genialität und ihr Talent zum Schreiben, Malen oder analytischen Denken. Die hervorragende Begabung ist mehr Fluch als Segen, und sie ist in Anbetracht des normalerweise eher langen Lebens des Menschen schlimmer als die Hölle. Ein Genie zu sein - welch Qual! *




Wer ich bin

* Ich bin der, der da zweifelt, wo sonst keiner zweifelt. Ich bin der, der vieles schwernimmt, wo sonst alle heiter sind. Aber ich bin auch der, der vieles sagen kann, wo sonst keiner auch nur die Gegenwart des Gesagten wahrgenommen hat, und es ist die Genauigkeit meines Ausdrucks, die mich kennzeichnet. Es ist ein Schattendasein, das ich führe, ich weiß nicht, was es bedeutet. *

Von der Konditionierung der Umgebung

* Da die Prügelstrafe in Deutschland immer noch zumindest im familiären Umfelde erlaubt ist, gar von der Umwelt empfohlen wird, ist der Konditionierung der unmittelbaren Umgebung seitens der Eltern immer noch Tür und Tor geöffnet. Erst bei der unmittelbar schweren Körperverletzung am Kinde oder seiner Tötung erscheint so langsam mal ein müder Staatsanwalt. Es ist beschämend, daß selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert das Kind als naturgemäß rechtloser Sklave seiner Eltern und der Gesellschaft betrachtet und so behandelt wird. Es stimmt, daß genau diese Kinder bei einer entsprechenden erblichen Veranlagung dieselben sind, die später ein durchweg narzißtisch - destruktives Verhalten bis hin zum Verbrechen zeigen werden. Diese Ernte, die das Volk nun ohne es zu wollen einfährt, ist dieselbe, die sie einst gesät oder begünstigt hat und sich nun beklagt! *

Von der Beurteilung des anderen

* Nie höre ich dümmeres Zeug, als bei der Beurteilung und Charakterisierung eines anderen. *

Das Mißverständnis

* Zwar habe ich noch nicht mit allen sechs Milliarden Menschen auf der Welt gesprochen, trotzdem kenne ich zur Zeit niemanden, der gründlicher und tiefer mißverstanden worden wäre, als ich höchstselbst. Dies gilt für meine Gesamtpersönlichkeit genauso wie für meine Literatur. *

Von der Zumutbarkeit

* Es gibt Menschen, die überlegen sich, ob die Aufnahme einer zugewiesenen Arbeit zumutbar ist. Dann gibt es Menschen, die überlegen sich, ob eine angeordnete Dienstreise zumutbar ist. Auch gibt es Menschen, die sich überlegen, ob das Wohnen in einem Hause an einer großen Straße zumutbar ist. Ich hingegen überlege mir, ob das Leben zumutbar ist. *

Von berühmten Leuten

* Die Welt beachtet den Menschen oft erst dann, wenn er gestorben ist und preist dann posthum sein Genie, falls es vorhanden gewesen sein sollte. Ich beachte den Menschen schon im Diesseits. *

Der Arbeiter

* Im Zuge von Vorurteilen unterstellt der Arbeiter oftmals dem Gymnasiasten, Studenten oder Professor Arroganz und Geringschätzung. In der Praxis zeigt sich jedoch oft das Gegenteil, seine eigene Arroganz ist am Ende größer und weniger erträglich, als die eingebildete oder dem Professor zugewiesene, wenn natürlich auch nicht in Hinsicht auf seinen (einfachen) Beruf. *

Von der himmlischen Hilfe

* Bist du schon viele Jahre oder Jahrzehnte gläubig, so blicke objektiv auf dein Leben zurück und erkenne, wie oft dir dein Gott während dieser Zeit geholfen habe: Kein einziges Mal. *

Der Sündenbock

* Keiner wird in Deutschland mehr verspottet als der Kü

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