Schlagworte: Flüstern, Glauben
„Manche Leute glauben alles, wenn man es ihnen nur zuflüstert.“
338 Stimmen:
Zenpoetin 15.01.2010, 14:36 Uhr
Naja, eine geistreiche Philosophie ist das nicht - aber eine spritzige Aufklärung darüber, wie man Leute hinters Licht führen kann.
Eine sozialpsychologische Beobachtung mit Augenzwinkern.
BLOEMANN 15.01.2010, 20:12 Uhr
Die mündlich-persönliche Kommunikation soll lt. entspr. Forschungsergebnissen
bei der Entwicklung des homo sapiens krächzend, zischend und flüsternd begonnen
haben. Somit "schlagen" logischerweise Millionen Entwicklungsjahre die "Kurzzeit"
moderner Kommunikationswege in Sachen Glaubhaftigkeit. Aber es gibt ja die Möglich-
keit des Nachdenkens, Nachschlagens usw., um Fehlglauben zu revidieren.
Ingrid Z 06.09.2010, 22:59 Uhr
Ist doch klar, denn was zugeflüstert wird, scheint geheim zu sein, nicht für andere Ohren bestimmt und scheint deshalb wahr zu sein - wie so manche glauben ;-)
Auch eine Möglichkeit, Unwahrheiten zu verbreiten.
Walter Micke 03.02.2012, 15:23 Uhr
Kein Mensch kann glauben,
dass es ein Mensch war,
der diese Erde erschaffen hat!
Wenn ich bete und mir vorstelle,
dass dieser Mensch von Menschen
gekreuzigt wurde, dann sind meine
Gefühle gespalten in gut und böse!
Was können Menschen anderen
Menschen antun, und was kann
Einer dem Anderen vormachen?
Manche Menschen sind gut und
manche böse manche wie der
Teufel und manche glauben
alles, was ihnen gesagt wird!
H. Smidt 12.06.2012, 18:29 Uhr
Oder wenn das Wort 'geheim' oder sogar 'streng geheim' erwähnt wird.
Hepra 25.04.2014, 22:21 Uhr
@ Walter Micke: Und was hat das jetzt bitte mit dem Zitat von de Marivaux zu tun?
Hepra 25.04.2014, 22:25 Uhr
Ansonsten: Besonders wenn man sich dabei nicht nur geheimnisvoll, sondern auch noch so richtig schön wichtigtuerisch verhält.
delphi 26.04.2014, 19:05 Uhr
Jupp....so verlogen...
Chiara 14.09.2018, 17:28 Uhr
Siehe Kamel- und Pferdeflüsterer zenzi ...
Chiara 14.09.2018, 17:38 Uhr
Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse läßt sich protestieren, es läßt sich bloßstellen, es läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurückläßt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt läßt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden - in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch - und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen; es ist sinnlos und gefährlich. Um zu wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, daß sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist. Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind, und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind. Diese Entdeckung machen wir zu unserer Überraschung anläßlich bestimmter Situationen. Dabei gewinnt man weniger den Eindruck, daß die Dummheit ein angeborener Defekt ist, als daß unter bestimmten Umständen die Menschen dumm gemacht werden, bzw. sich dumm machen lassen. Wir beobachten weiterhin, daß abgeschlossen und einsam lebende Menschen diesen Defekt seltener zeigen als zur Gesellung neigende oder verurteilte Menschen und Menschengruppen. So scheint die Dummheit vielleicht weniger ein psychologisches als ein soziologisches Problem zu sein. Sie ist eine besondere Form der Einwirkung geschichtlicher Umstände auf den Menschen, eine psychologische Begleiterscheinung bestimmter äußerer Verhältnisse. Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. Ja, es hat den Anschein, als sei das geradezu ein soziologisch-psychologisches Gesetz. Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen. Der Vorgang ist dabei nicht der, daß bestimmte - also etwa intellektuelle - Anlagen des Menschen plötzlich verkümmern oder ausfallen, sondern daß unter dem überwältigenden Eindruck der Machtentfaltung dem Menschen seine innere Selbständigkeit geraubt wird und daß dieser nun - mehr oder weniger unbewußt - darauf verzichtet, zu den sich ergebenden Lebenslagen ein eigenes Verhalten zu finden. Daß der Dumme oft bockig ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß er nicht selbständig ist. Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, daß man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen mißbraucht, mißhandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Mißbrauchs. Dadurch werden Menschen für immer zugrunde gerichtet werden können. Aber es ist gerade hier auch ganz deutlich, daß nicht ein Akt der Belehrung, sondern allein ein Akt der Befreiung die Dummheit überwinden könnte. Dabei wird man sich damit abfinden müssen, daß eine echte innere Befreiung in den allermeisten Fällen erst möglich wird, nachdem die äußere Befreiung vorangegangen ist; bis dahin werden wir auf alle Versuche, den Dummen zu überzeugen, verzichten müssen. In dieser Sachlage wird es übrigens auch begründet sein, daß wir uns unter solchen Umständen vergeblich darum bemühen, zu wissen, was »das Volk« eigentlich denkt, und warum diese Frage für den verantwortlich Denkenden und Handelnden zugleich so überflüssig ist - immer nur unter den gegebenen Umständen. Das Wort der Bibel, daß die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sei (Psalm 111, 10), sagt, daß die innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott die einzige wirkliche Überwindung der Dummheit ist. Übrigens haben diese Gedanken über die Dummheit doch dies Tröstliche für sich, daß sie ganz und gar nicht zulassen, die Mehrzahl der Menschen unter allen Umständen für dumm zu halten. Es wird wirklich darauf ankommen, ob Machthaber sich mehr von der Dummheit oder von der inneren Selbständigkeit und Klugheit der Menschen versprechen.
Quelle: Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg. von E. Bethge. TB Siebenstern. Gütersloh 1985. S. 14 f.
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