Ich erlebe in der Öffentlichkeit oft, dass Menschen zitieren, die den zitierten Gedanken nicht weniger gut auch in eigener Formulierung hätten äußern können. Sie verstecken sich autoritätsgläubig hinter dem Zitat. Wann, wie und wo sollte man zitieren? Das interessiert mich.
Ekkehart Mittelberg
10.10.2006, 11:51 Uhr - Ekkehart Mittelberg
Was meinen Umgang mit Zitaten angeht, so verstecke ich mich nicht hinter ihnen, sondern benutze sie als Schmuckwerk, um z.B. meine Internetseite etwas aufzupeppen. Ein Lauftext mit dem Zitat des Tages wie "Die Lüge ist ein sehr trauriger Ersatz für die Wahrheit, aber sie ist der einzige, den man bis heute entdeckt hat." von Elbert Hubbard macht doch mehr Wetter als ein Lauftext mit den Worten "Lieber einen Hund an der Leine als einen an der Wade!", der zudem auch noch von mir ist u. ohne viel Sinnschwere.
Axel Haack
10.10.2006, 14:35 Uhr - Axel Haack
» Wann, wie und wo sollte man zitieren?
Meiner bescheidenen Meinung nach, kann jeder nach seiner Façon selig zitieren - ich glaube nicht, daß man da allgemeingültige Regeln aufstellen kann.
Ich empfinde es jedoch häufig deplaziert bis belächelnswert, wenn einfach nur um des Zitieren willens zitiert wird - ich denke da mit Grausen an Formulierungen "wie der große Dichterfürst Goethe schon sagte", die unweigerlich in etlichen Ansprachen (von der Geburtstagsrede zu Onkels Siebzigsten bis zur Laudatio eines mediokren Kulturschaffenden) auftauchen müssen. Und auch manch Politiker hat fleißige Hilfskräfte, die durch Garnieren mit klugen Zitaten dessen Reden noch weniger sagend machen.
Andererseits gibt es genügend Anlässe, ob offiziell und öffentlich, oder informell und privat, wo ein Zitat, ein Sprichwort oder ein geflügeltes Wort den Nagel auf den Kopf trifft. Wenn jemand einen Sachverhalt so treffend formuliert hat, daß ich es weit weniger präzise ausdrücken kann, so scheue ich nicht, mich seiner Formulierung zu bedienen.
In anderen Fällen wirkt ein Zitat erheiternd, parodisierend oder gar ironisierend - meistens dann, wenn das Zitat und sein Kontext allgemein bekannt sind. Wenn beispielsweise Person A sich über eine Schwäche von Person B ausläßt, obwohl A selber nicht frei vom gleichen Makel ist, so könnte ich schulmeisterlich-betroffen zu A sagen: "Also hör mal, ich finde das echt nicht ok, was du da über B sagst, denn du mußt auch mal selber über dich nachdenken ..." etc. pp. Treffender und wirksamer ist es jedoch, wenn ich in solchen Fällen den Anfang des allseits bekannten Sprichworts zitiere: "Wer im Glashaus sitzt ...".
Manchmal zitiert man auch einfach nur, um die Atmosphäre etwas aufzulockern. So habe ich gelegentlich am Ende einer längeren mathematischen Beweisführung, die in einem Beweis durch Widerspruch endete, meine Ausführungen mit Morgensterns "weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf" beendet.
10.10.2006, 15:02 Uhr - G. Krauss
»» Wann, wie und wo sollte man zitieren?
»Meiner bescheidenen Meinung nach, kann jeder nach seiner Façon selig zitieren - ich glaube nicht, daß man da allgemeingültige Regeln aufstellen kann.
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»Ich empfinde es jedoch häufig deplaziert bis belächelnswert, wenn einfach nur um des Zitieren willens zitiert wird - ich denke da mit Grausen an Formulierungen "wie der große Dichterfürst Goethe schon sagte", die unweigerlich in etlichen Ansprachen (von der Geburtstagsrede zu Onkels Siebzigsten bis zur Laudatio eines mediokren Kulturschaffenden) auftauchen müssen. Und auch manch Politiker hat fleißige Hilfskräfte, die durch Garnieren mit klugen Zitaten dessen Reden noch weniger sagend machen.
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»Andererseits gibt es genügend Anlässe, ob offiziell und öffentlich, oder informell und privat, wo ein Zitat, ein Sprichwort oder ein geflügeltes Wort den Nagel auf den Kopf trifft. Wenn jemand einen Sachverhalt so treffend formuliert hat, daß ich es weit weniger präzise ausdrücken kann, so scheue ich nicht, mich seiner Formulierung zu bedienen.
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»In anderen Fällen wirkt ein Zitat erheiternd, parodisierend oder gar ironisierend - meistens dann, wenn das Zitat und sein Kontext allgemein bekannt sind. Wenn beispielsweise Person A sich über eine Schwäche von Person B ausläßt, obwohl A selber nicht frei vom gleichen Makel ist, so könnte ich schulmeisterlich-betroffen zu A sagen: "Also hör mal, ich finde das echt nicht ok, was du da über B sagst, denn du mußt auch mal selber über dich nachdenken ..." etc. pp. Treffender und wirksamer ist es jedoch, wenn ich in solchen Fällen den Anfang des allseits bekannten Sprichworts zitiere: "Wer im Glashaus sitzt ...".
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»Manchmal zitiert man auch einfach nur, um die Atmosphäre etwas aufzulockern. So habe ich gelegentlich am Ende einer längeren mathematischen Beweisführung, die in einem Beweis durch Widerspruch endete, meine Ausführungen mit Morgensterns "weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf" beendet.
Was G. Krauss zu dem Thema sagt, trifft meine Auffassung verblüffend genau. Aber es ist damit noch nicht ausgereizt. Ein interessanter neuer Aspekt zu dem Thema "wie zitieren?" sind die sog. Spätzünderzitate, deren verblüffende Pointe die Aufmerksamkeit der Adressaten sichert, weil sie einige Sekunden benötigen, um zu kapieren, was gemeint ist. Beispiele:
der alte Cato: "Freuet euch, dass ich zornig bin."
La Rochefoucauld: "Die Tugend ist die Schwester der Krankheit."
11.10.2006, 12:29 Uhr - Ekkehart Mittelberg
»sog. Spätzünderzitate, deren verblüffende Pointe die Aufmerksamkeit der Adressaten sichert, weil sie einige Sekunden benötigen, um zu kapieren, was gemeint ist. Beispiele:
»
»der alte Cato: "Freuet euch, dass ich zornig bin."
;-)
Ich schmunzel immer noch über diesen Ausspruch. Dieses Zitat kannte ich noch nicht. Ich habe gerade überlegt, ob ich noch weitere Beispiele kenne, und beim Stichwort Spätzünder ist mir dann ein Gedicht von Morgenstern eingefallen, das zwar nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun hat, aber trotzdem wert ist, hier zitiert zu werden:
Korf erfindet eine Art von Witzen,
die erst viele Stunden später wirken.
Jeder hört sie an mit Langerweile.
Doch als hätt ein Zunder still geglommen,
wird man nachts im Bette plötzlich munter,
selig lächelnd wie ein satter Säugling.
11.10.2006, 20:04 Uhr - G. Krauss
»»sog. Spätzünderzitate, deren verblüffende Pointe die Aufmerksamkeit der Adressaten sichert, weil sie einige Sekunden benötigen, um zu kapieren, was gemeint ist. Beispiele:
»»
»»der alte Cato: "Freuet euch, dass ich zornig bin."
»
»;-)
»Ich schmunzel immer noch über diesen Ausspruch. Dieses Zitat kannte ich noch nicht. Ich habe gerade überlegt, ob ich noch weitere Beispiele kenne, und beim Stichwort Spätzünder ist mir dann ein Gedicht von Morgenstern eingefallen, das zwar nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun hat, aber trotzdem wert ist, hier zitiert zu werden:
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»Korf erfindet eine Art von Witzen,
»die erst viele Stunden später wirken.
»Jeder hört sie an mit Langerweile.
»
»Doch als hätt ein Zunder still geglommen,
»wird man nachts im Bette plötzlich munter,
»selig lächelnd wie ein satter Säugling.
Lieber Herr Krauss,
das humorvolle Morgenstern-Gedicht wird wohl bei jedem zünden.
Herzliche Grüße
Ekkehart Mittelberg
19.10.2006, 14:41 Uhr - Ekkehart Mittelberg
Wann, wie und wo man zitieren sollte, weiss ich auch nicht, aber ich persönlich lasse mich gerne durch Zitatesammlungen treiben und muss dann oft denken: "Ja, genau, so ist das!" Selbst wären mir wahrscheinlich die passenden Worte nicht so ohne weiteres eingefallen. Wirft man mal einen Blick auf die Seite "Beliebteste Suchwörter", so kann man sehen, dass viele Leute auf der Suche nach passenden Worten zu folgenden Themen sind: Liebe, Geburtstag, Hochzeit, Abschied, Leben, Erfolg, Freunde, Freundschaft, Zeit, Glück, Alter, Arbeit, Lernen, Zukunft, Kinder, Musik. Da sind viele Themen dabei, wo es oft schwer fällt, passende eigene Worte zu finden und dann ist es sicherlich legitim und sinnvoll auf Zitate zurückzugreifen.
10.10.2006, 15:08 Uhr - eddy
Bei Politikern habe ich oft den Eindruck, dass Zitate missbräuchlich eingesetzt werden. Oft geht es nur darum dem eigenen Standpunkt durch ein passendes Zitat mehr Gewicht zu geben, es soll vermittelt werden: "Wenn der schlaue Einstein das auch schon gesagt hat, dann muss es ja richtig sein."
Oft werden dabei Zitate aus dem Zusammenhang gerissen oder gar den eigenen Bedürfnissen angepasst.
10.10.2006, 15:31 Uhr - Günther Melzer
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