Schlagworte: Gedankenlosigkeit, Wahrheit
„Unbedacht
hat manches schon ans Licht gebracht.“
318 Stimmen:
Senftopf 21.08.2012, 11:16 Uhr
Für mich ist "Gedankenlosigkeit" gleichzusetzen mit "Lieblosigkeit"...aus welchen Gründen auch immer... einfach von der Bildfläche verschwunden...nicht mehr präsent...
Schmerzhafter für den Nicht-Wahrgenommenen als so mancher Disput oder auch heftige Auseinandersetzung...
Der wahre Wolfgang 21.08.2012, 15:44 Uhr
Die Gründe, eine "Wahrheit" zurückzuhalten, sind vielfältig und nicht nur negativ.
Im sozialen Kontext ist ein differenzierter Umgang mit der Wahrheit sogar notwendig. Bisweilen schützen nämlich auch die Verschwiegenheit und die Lüge. Schweigen oder Lügen auch aus Liebe -das ist kein Widerspruch...
Unbedacht Geäußertes kann kompromittieren und das zieht in der Regel Unannehmlichkeiten nach sich.
Chiara 22.08.2012, 10:53 Uhr
Senftopf: einfach von der Bildfläche verschwunden...nicht mehr präsent...
Vergleichbar mit: Ich geh kurz Zigaretten kaufen = Schönes Leben noch, ich bin weg, such nicht nach mir?
Senftopf: Schmerzhafter für den Nicht-Wahrgenommenen als so mancher Disput oder auch heftige Auseinandersetzung...
(Nicht schmerzhaft, allenfalls ein selbst-gekränktes Ego. Unvermögen, keine Lust sich auseinanderzusetzen, oder wohlgemeinte Absicht des Reisenden ...? AUSeinanderSETZEN. Aussetzen, absetzen - einfach einen Punkt setzen.
Der wahre Wolfgang: ... Unbedacht Geäußertes kann kompromittieren und das zieht in der Regel Unannehmlichkeiten nach sich.
Fliesst denn nicht mit der Unannehmlichkeit auch die Annehmlichkeit? (ablehnen - annehmen).
Das Mäntelchen der Verschwiegenheit über etwas ausbreiten - JA! (Etwas nicht erwähnen, um nicht unnötig aufzumischen, zu beunruhigen, zu verletzen). Eine brisante Angelegenheit stillschweigen. Motto: Da(rüber) schweigt des Sängers Höflichkeit - JA! Lügen? - ganz klar Nein!
„Unbedacht
hat manches schon ans Licht gebracht.“
Es kommt vor, dass das was (un-)bedacht erscheint, in Tat und Wahrheit sehr wohl gut be- und durchdacht ... (Bevor xy nicht ans Licht gebracht, steht xy im Regen).
|Chiara geht kurz Zigaretten kaufen|
Senftopf 22.08.2012, 15:32 Uhr
Hmmmm.... tu das @Chiara, wobei du nicht den Warnhinweis (des Gesundheitsministers) auf der Zigarettenpackung ignorieren solltest...! "Rauchen kann..."
Der wahre Wolfgang 22.08.2012, 18:54 Uhr
@Chiara: "Lügen-nein Danke!"
Wilhelm Busch:
„Der Beste muß mitunter lügen.
Zuweilen tut er's mit Vergnügen“
Chiara, der Mensch ist nicht für das Gesetz da -so ein neutestamentliches Wort. Das Gesetz ist für den Menschen da.
Daraus lässt sich ableiten: Der Mensch ist nicht für die Moral da. Die Moral darf sich den menschlichen Bedürfnissen und sozialen Notwendigkeiten anpassen bzw. geht aus diesen hervor. Sich einer bestimmten Moral zu beugen hätte ja auch was Zwanghaftes.
Lüge oder Wahrheit: Die konkreten Lebenssituationen sind -unter dem Primat der Liebe, Nächstenliebe, Verantwortung etc.- handlungsleitend und eben nicht "herrschende"und bisweilen in Beton gegossene Moralvorstellungen.
Ach ja: Der Mensch lügt -ob er`s will oder nicht- mindestens 200 mal am Tag.
Chiara 23.08.2012, 08:41 Uhr
Der Mensch ist nicht für die Moral da? Woher denn sonst kommen all die (erfundenen) Moralvorstellungen (Gesetze), wenn nicht vom Mensch? Gesetz und Moral, (Gesetzesmoral), ein menschliches Regelwerk, welches für sich - geradezu zwanghaft - in Anspruch nimmt, das (Zusammen-)Leben auf diesem Planeten zu ordnen - Herrschsucht?
Versuche ich Wolfgangs 'Botschaft-en' ansatzweise zu verstehen, schimmert Kant - im Einklang mit Augustinus -, aber auch utilitaristisches Gedankengut (Z.B. John Stuart Mill) durch - Lüge oder Wahrheit? Wahrhaftigkeit ... sieht in Wirklichkeit nicht alles - von einem Mensch gedachtes - anders aus? Quintessenz: Der Mensch lügt ununterbrochen, und das mit Vergnügen, dass sich die Balken biegen.
Ich bleibe dabei: Lügen - ganz klar Nein! Lüge ich bewusst und vorsätzlich, wenn ich behaupte: ego cogito, ergo sum?, oder ist es wahrscheinlicher: mich gibt es nicht?
|Chiara hat kein Problem mit der - wenn sie denn überhaupt existieren sollte - Lüge|
Der wahre Wolfgang 23.08.2012, 22:22 Uhr
@Chiara, natürlich schafft sich der Mensch seine Gesetze. Das Gesetz aber sollte nicht den Menschen schaffen ("schaffen" durchaus in des Wortes doppelter Bedeutung).
An den ollen Augustinus habe ich nun zuallerletzt gedacht. Seine Wahrheitstheorie, die zwanghaft christliche Prinzipien (unbedingte Existenz Gottes, Unsterblichkeit der Seele und Gleichsetzung von Wahrheit und Gott)integriert,ist ohne christliches Vorverständnis nicht denkbar.
Da halte ich mich eher an den "entchristianisierten" Friedrich Nietzsche:
"Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, daß sie welche sind (...).
Wir wissen immer noch nicht, woher der Trieb zur Wahrheit stammt: denn bis jetzt haben wir nur von der Verpflichtung gehört, die die Gesellschaft, um zu existieren, stellt: wahrhaft zu sein, das heißt die usuellen Metaphern zu brauchen, also moralisch ausgedrückt: von der Verpflichtung, nach einer festen Konvention zu lügen, herdenweise in einem für alle verbindlichen Stile zu lügen. Nun vergißt freilich der Mensch, daß es so mit ihm steht; er lügt also in der bezeichneten Weise unbewußt und nach hundertjährigen Gewöhnungen – und kommt eben durch diese Unbewußtheit, eben durch dies Vergessen zum Gefühl der Wahrheit."
@Chiara, vielleicht sollten wir aber grundsätzlich zwischen einer eher theoretisch-philosophischen Wahrheitsuche und einer praktisch- moralischen und real existierenden Seinsebene unterscheiden.
Und da hätten natürlich auch Plattitüden wie, "Lügen haben kurze Beine", ihre Daseinsberechtigung.
Und wer frei von Lüge ist, @Chiara, dem reichen die langern Beine dann eben bis zum Po. Auch darüber würde ich mich nicht beschweren...
Siebenkäs 24.08.2012, 09:33 Uhr
Ich habe kurze Beine. Aber was heißt das schon? Sie reichen bis zur Erde. Nichts weiter wird für meine Standfestigkeit benötigt.
Chiara 24.08.2012, 18:52 Uhr
Grins @Siebenkäse: Also meine Beine reichen nicht bis zur Erde. Standfest bin ich auch nicht, da ich allenfalls - wenn überhaupt - mit einem Fuss den Boden berühre.
Chiara 24.08.2012, 18:59 Uhr
@ Der wahre Wolfgang: Du hast natürlich recht mit deiner Feststellung, man sollte grundsätzlich zwischen einer eher theoretisch-philosophischen Wahrheitssuche und einer praktisch-moralischen und real existierenden Seinsebene unterscheiden. Du verstehst das ausgezeichnet. Ich wirble bestenfalls alles wild durcheinander.
- Eubulides Lügnerparadoxon
- Russel
- Habermas
- Schopenhauer (Parerga und Paralipomena)
Wittgenstein: Lüge - ein Sprachspiel. Lügenbaron Münchhausen: Gescheite Leute lügen gern ...
Lieben Dank für Nietzsche! - unversiegbare Quelle der Inspiration. Ich mag Nietzsche!
Was ist also Lüge, was Wahrheit? ... es gibt keine Wahrheit, und auch diese Aussage ist keine Wahrheit (erinnert an Niels Bohr'sche Zeiten) ... Wo keine Wahrheit, da keine Lüge. Lüge und Wahrheit sind Eins, ist das nun eine Wahrheitslüge oder nicht? ... an dieser Stelle ein Zitat von David Couzens Hoy: Beim Prozess des Verstehens und Deutens bildet das Verhältnis zwischen dem Teil und dem Ganzen einen hermeneutischen Zirkel: Um das Ganze verstehen zu können, muss man die Teile verstehen, aber man kann die Teile nur verstehen, wenn man einen gewissen Begriff vom Ganzen hat. (Begriffe begreifen)
Das einzige Gesetz, welches mich schon mehrmals geschafft, wäre dann wohl die Liebe. Wer weiss, vll. ist das Gesetz der Liebe ja darauf ausgerichtet, denn wer so richtig geschafft - die Liebe ab-geschafft hat - der l(il)ebt entspannt, frei, unbekümmert und unpersönlich ... lieb-los l(li)ebt es sich nämlich erfrischend unkompliziert - einfach wundervoll.
Und wer frei von Wahrheit ist, der träumt mit den Füssen - ehm, tanzt Tango.
Der wahre Wolfgang: ... dem reichen die langern Beine dann eben bis zum Po. Auch darüber würde ich mich nicht beschweren...
Herrlich!
Der wahre Wolfgang 24.08.2012, 21:18 Uhr
Klar, da,wo die Beine sufhören, werden sie ja so richtig schön...
blaukraut 25.08.2012, 08:54 Uhr
unbedacht,ungewollt,unbeabsichtig den nagel auf den kopf getroffen....na servus. :)
Siebenkäs 10.02.2013, 12:32 Uhr
Spruch, Widerspruch
JWvG, Bd.2.S.120
Ihr müsst mich nicht durch Widerspruch verwirren!
Sobald man spricht, beginnt man schon zu irren.
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