Knut Hacker 25.08.2009, 19:24 Uhr
Die Vernunft ist- mangels Metaebeer- ein selbstbezügliches System (Gödel). Sie führt daher in letzter Konsequenz immer zu Aporien/Paradoxien (Iterationen, unendliche Re- und Progresse sowie Zirkelschlüsse)
Wer dies widerlegen will, muss die folgenden Denksportaufgaben lösen :
„Denksportaufgaben“:
1) Alles Seiende und das Nichtsein des Nichtseienden sind im Sein.
Ist dieses Sein selbst etwas Seiendes?
2) Das Nichts kann nicht sein, da es sonst ja etwas Seiendes wäre. Es kann aber auch nicht nicht
sein, da es auch dann seiend wäre (doppelte Verneinung).
Ist es möglich oder nicht?
3) Das Sein ist alles. Das Nichts „ist“ alles nicht.
a) Umfasst das Alles – und daher auch das Sein – das Nichts, obwohl das Nichts alles – und
daher auch das Sein – umfasst?
b) Das Sein hätte ohne das Nichts und das Nichts ohne das Sein jeweils mangels
Unterscheidbarkeit von etwas anderem keine Identität (Sie bedingen sich gegenseitig als
privative und kontradiktorische Gegensätze):
Kann es dann überhaupt das Sein ohne das Nichts geben und umgekehrt?
Wenn nicht: Gibt es dann weder das Nichts (weil ein seiendes Nichts ein Selbstwiderspruch
wäre) noch das Sein (weil es ohne das Nichts nicht wäre)?(So zum Beispiel: Gorgias, Heraklit,
Pyrrhon, Parmenides, Hegel, Fichte, Santavana ,Blondel, Berkeley , Meister Eckhart,
Quantenphysik )
4) Vor der Zeit kann nichts gewesen sein, da ein „Vor“ die Zeit bereits voraussetzt. Die Zeit kann
auch keinen Anfang gehabt haben, da ein Anfang die Zeit bereits voraussetzt. Entsprechendes gilt
für ein Ende.
a) Ist die Zeit also zeitlos? Was ist sie?
b) Ist sie, obwohl es die Vergangenheit nicht mehr, die Zukunft noch nicht und die Gegenwart
überhaupt nicht gibt, weil sie zwischen Vergangenheit und Zukunft nicht von irgendeiner Dauer
sein kann, die nicht der Vergangenheit oder der Zukunft angehört?
c)Kann das Universum einen Anfang gehabt haben (zum Beispiel durch einen „Urknall“
entstanden sein), obwohl ein solcher die Zeit bereits voraussetzt, die mit ihm erst geschaffen
worden ist?
5) Außerhalb des Raumes kann es nichts geben, da ein „Außerhalb“ Raum bereits voraussetzt. Der
Raum besteht aus unendlich vielen Raumpunkten ohne räumliche Ausdehnung.
Was ist der Raum?
6) Jede Wahrheit kann von der Unwahrheit nur durch eine höhere Wahrheit unterschieden werden.
a) Kann es dann eine letzte Wahrheit und Unwahrheit geben?
b) Worin unterscheidet sich eine letzte Wahrheit von der letzten Unwahrheit?
c) Wie kann man eine Wahrheit finden, ohne sie bereits zu kennen?
d) Was ist an der Wahrheit wahr?
7) Es gibt Gegensätze des Vergleiches, die voneinander abgegrenzt sind ( z. B. Freude von Leid
durch Zufriedenheit), und solche der Kehrseitigkeit, die sich gegenseitig ausgrenzen ( z. B. Sein,
Nichtsein).
a) Bedingen sich die letzteren gegenseitig oder schließen sie sich gegenseitig aus?
b) Speziell zum Gegensatz Positiv – Negativ:
Kann das Positive ohne das Negative positiv sein und umgekehrt?
Warum ist die Verneinung der Verneinung Bejahung ,aber die Bejahung der Bejahung nicht
Verneinung? Beherrscht also das Positive das Negative, und ist dieses abhängig von jenem und
dessen Gegenstand?
8) Das Ganze besteht aus Teilen. Jedes Teil ist selbst Ganzes im Hinblick auf seine Teile.
a) Ist jedes Ganze/Teil also unendlich teilbar, so dass zum Beispiel Bewegung über unendlich viele
Teilstrecken paradox erscheint (Zenon), oder gibt es lediglich unbegrenzt viele Teilungen, aber
immer in endlich viele Teile, wie es unbegrenzt viele Zahlen, aber immer von endliche Größe
gibt (Aristoteles)?
b) Wieso ist jedes Ganzes (qualitativ) etwas anderes als die Summe seiner Teile?
9) Grenzen sind unendlich klein in Richtung auf das Angrenzende.
Gehört daher zum Beispiel die Grenze zwischen den Teilstrecken A und B zu A, zu B, zu beiden,
zu beidem nicht? (In den ersten drei Fällen wäre sie keine Grenze, im letzteren Fall nicht
unendlich klein).
10) Ursachen/Gründe setzen die Zeit voraus: Sie sind ein Ereignis, das regelmäßig ein anderes,
späteres zur Folge hat, es „bewirkt“.
Gleiches gilt für Sinn/Zweck: Etwas soll etwas Späteres zur Folge haben.
a) Welchen Grund haben Gründe? Ist der letzte Grund der Zufall als grundloses Ereignis?
b)Welchen Sinn hat Sinn? Warum wird etwas erst, statt gleich zu sein?
c) Warum ist etwas und nicht nichts?
Kann das Sein selbst einen Grund/Sinn haben, obwohl Grund/Sinn (und die dazu erforderliche
Zeit) bereits etwas Seiendes sind?
d) Grund und Sinn schaffen Notwendigkeit. Alles andere nennen wir Zufall.
aa) Wenn es keinen Zufall gäbe, wäre dann die Zeit nicht überflüssig, weil jede Entwicklung ja
schon von vorneherein festgelegt wäre?
Da es aber Zufall gibt, der keine Entwicklung sicher erscheinen lässt: Kann dann überhaupt
ein „letzter“ Sinn verwirklicht werden?
bb) Wie ist Willensfreiheit möglich ohne die Notwendigkeit der Willensbildung oder die
„Willkür“ des Zufalls?
Wovon soll der Wille denn frei sein?(„Man kann zwar etwas tun wollen, aber nicht etwas
wollen wollen“, vergleiche Schopenhauer)
cc) Da der Wille auf die Zukunft gerichtet ist, hätte er (und seine Freiheit) keinen Sinn, wenn
diese nicht gestaltet werden könnte. Ist also nicht der Wille, sondern die Zukunft frei und
damit auch ohne Sinn?
e) Warum fragen wir, statt die Antworten gleich zu wissen? Kann es einen Grund/Sinn dafür
geben, dass wir nach Grund/Sinn fragen?
Ralf 25.08.2009, 19:45 Uhr
Ich lasse @Ingrid den Vortritt, bevor ich etwas zu dem Kommentar von @Knut schreibe.
@Ingrid, bist Du noch da?
I N G R I D ? ? ?
Ingrid Z 25.08.2009, 19:51 Uhr
Ha @Ralf, bin noch da, war nur akkustisch abwesend. Aber ich lasse dir gerne den Vortritt, denn das ist mir einfach zu lang. Muss noch etwas für morgen vorkochen....danach bin ich wieder voll aufnahmefähig ;-)
Ralf 25.08.2009, 20:06 Uhr
Der Vortritt gebührt immer der Dame - auch wenn sie ncoh beschäftigt ist...
Ingrid Z 25.08.2009, 22:50 Uhr
@Ralf, bin wohl jetzt fertig mit all den heute fälligen Beschäftigungen, aber etwas fehlt mir zum Kommentieren: Ein guter Tropfen Frankenwein. Muss wegen morgigen Arztbesuch darauf verzichten, sonst findet er kein Blut mehr beim Abzapfen ;-D
Ist doch vernünftig von mir oder?
Oder wird dadurch meine Vernunft gebannt durch das Vernünfteln?
Ralf 25.08.2009, 23:00 Uhr
Ja, aber morgen nach dem Arztbesuch kannst Du Dir durchaus ein doppeltes Quantum genehmigen. Danach erscheinen Dir Paradoxien als einzig wahre Realität...
Der wahre Wolfgang 25.08.2009, 23:07 Uhr
@Knut Hacker, zu 8b: "Warumm ist das Ganze (qualitativ) etwas anderes als die Summe der Teile?"
Dazu kannst du Einiges im Zusammenhang mit dem entsprechenden Aristoteles-Zitat nachlesen.
Dazu nochmal ein Beispiel: Die Einzelteile einer Uhr werden werden zu einem Zeitmessgerät gefügt und erhalten damit einen neue Qualität. Die Uhr als "Summe von Teilen" zeigt uns nunmehr die Zeit an an.
Bei genauerer Betrachtung müssen wir allerdings auch berücksichtigen, dass ein zusätzlicher energetischer Aufwand (Federspannung)erst zur Realisierung einer komplexeren Funktion und damit zu einer neuen Qualität führt.Das heißt, die "materiell" limitierten Teile werden um die "Energiekomponente" erweitert. Die "Energiekomponente" ist aber kein "Einzelteil" neben den anderen "materiellen" technischen Elementen. Sie ist als "Einzelteil" zunächst nicht relevant. Erst nach der "Fügung" der technischen 2materiellen" Elemente wird die zugeführte Energie den eigentlichen Funktionsablauf ermöglichen.
Auch im Zusammenhang mit dem Menschsein- und darum ging es ja Aristoteles- muss eine Denkungenauigkeit konstatiert werden: Die Summe der Teile kann nur dann über das Ganze hinausreichen, wenn es mit zusätzlichen Elementen "angereichert" wird. Die Summe der "Ursrungsteile" kann allein -auch nicht als Ganzes- zu neuen Funktionszusammenhängen und damit zu neuen Qualitäten führen.
Ingrid Z 25.08.2009, 23:08 Uhr
@Ralf, aber nicht auf dieser Seite :-D
Knut Hacker 26.08.2009, 14:36 Uhr
Wahrer Wolfgang,ich freue mich über deine Kompetenz. Ich versuche, die Erkenntnis(von Aristoteles bis zur Chaosforschung), dass das Ganze etwas anderes als die Summe seiner Teile ist,auch zur Lösung der Paradoxien unendlicher Teilbarkeit (Zenon) heranzuziehen.
Denn es ist wohl die (dynamische oder statische) Struktur, die das Ganze über ihre Teile erhebt. Daher ist das ganze nicht unendlich teilbar, weil immer die Struktur verbleibt. Die Strecke des Läufers Achilles und ihre Teile weisen die Struktur einer Anordnung in eine oder in wechselnde Richtungen auf.Die Teilstrecken sind nicht kreuz und quer über die Landschaft verstreut und auch solche Teile wären wiederum als kürzere Strecken ausgerichtet.
Das Ausgangszitat meint, dass man alles "zerdenken" kann.Genau das geschieht bei den Paradoxien. Das Denken wird als Selbstzweck missbraucht, obwohl es von der Evolution zur bloßen Orientierung im Alltag entwickelt worden ist.
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