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Schlagworte: Augen, Tote, Lebende
„Man schließt die Augen der Toten behutsam; nicht minder behutsam muss man die Augen der Lebenden öffnen.“
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8 Kommentare zum Zitat
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Reinhard Knoppka 11.04.2010, 10:43 Uhr
Der Vergleich hinkt. Die Augen der Toten sind bereits geschlossen: daß man die Lider behutsam zudrückt, ist eine Frage der Pietät, nicht der Realität. Die Augen der Lebenden sind auch mit zugeklappten Lidern offen - und sei es für das innere Auge. Ich weiß nicht, inwieweit der Tod die Augen des Sterbenden behutsam schließt. Ich weiß aber, daß, wenn man den Lebenden die Augen behutsam öffnen will, diese meistens blind bleiben. Was macht denn sehend? Der Schock? Eine schmerzhafte Realität? Oder eine Art Wiegenlied des Erkennens? Letzteres scheint mir paradox. Mithin braucht der Sehensprozeß einen langen Weg, oft durch Katastrophen hindurch.
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ZEN 11.04.2010, 14:11 Uhr
@Jean Cocteau
>> behutsam muss man die Augen der Lebenden öffnen.
Lieber Jean,
du
kannst niemandem
die Augen öffnen - außer, du stehst auf Gewalt.
Allenfalls
kannst du Hinweise geben.
Die Augen öffnen muß jeder selbst - zu seiner Zeit.
ZEN -
Der wahre Wolfgang 11.04.2010, 16:58 Uhr
@ZEHN, von Gewalt war ja nicht die Rede. Zum neuen Blickwinkel ("Augenöffnen" ist eine Metapher)muss man behutsam (Betonung auf "behutsam") verhelfen. Schauen musst du letztlich selber. Die Metapher des "Augenöffnens" ist übrigens ein probates Stilmittel im Neuen Testament und auch bei Til Eulenspiegel, der den Magdeburger Bürgern "die Augen öffnet". Dem "Blinden von Jericho" (Barthimäus) wurden die "Augen geöffnet" und ihm damit eine neue Glaubenssicht ermöglicht. Also, geht schon mit dem "Augenöffnen" -aber eben "nur" metaphorisch.
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Peter 12.04.2010, 03:18 Uhr
Klar kann man. Du schaust wo deren Grenzen sind. Und dann probiert man Sätze a la "meinst du nicht dass" oder "ich denke dass". Schon wird er/sie zum Nachdenken gebracht, da deine Realität möglicherweise weiter ist...
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ZEN 22.10.2017, 13:40 Uhr
@Der wahre Wolfgang 11.04.2010, 16:58 Uhr >> von Gewalt war ja nicht die Rede <<
Es ist eine Frage der Sensibilität, ob Gewalt
schon in ihrem Kern gesehen werden kann.
Der wahre Wolfgang >> von Gewalt war ja nicht die Rede <<
Sprache ist oft sehr erhellend. Auch in den
Lücken... zwischen den gewählten Worten.
ZEN -
Walnuss 22.10.2017, 14:18 Uhr
@Reinhard Knoppka 11.04.2010, 10:43 Uhr - Ich weiß aber, dass, wenn man den Lebenden die Augen behutsam öffnen will, diese meistens blind bleiben.
Schließe mich diesem Kommentar an.
Was macht denn sehend? Der Schock? Eine schmerzhafte Realität?
Wie oft hört oder liest man: "Und plötzlich gingen ihm die Augen auf!" Er kam zur Erkenntnis, dass er zuvor einer Situation gegenüber, blind war. -
ZEN 22.10.2017, 15:12 Uhr
@Walnuss 22.10.2017, 14:18 Uhr >> Er kam zur Erkenntnis, dass er zuvor einer Situation gegenüber, blind war. <<
Das ist gemeint.
Erkenntnis kann nicht willentlich herbeigeführt
werden. Sie ereignet sich, wenn wir so weit sind.
Sie hat nichts mit Manipulation oder Gewalt zu tun, sondern mit
Reife und Offenheit/Bereitschaft auf Seiten des Erkennenden.
Die „Auslöser“ sind unzähliger Art.
ZEN -
ZEN 22.10.2017, 15:13 Uhr
@Reinhard Knoppka 11.04.2010, 10:43 Uhr >> Mithin braucht der Sehensprozeß einen langen Weg <<
Nein, braucht er nicht.
Kein langer Prozeß;
nichtmal ein kurzer.
Das Sehen ist unmittelbar,
denn alles ist offen sichtlich.
ZEN
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