„Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert; aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere.“
365 Stimmen:
blah 14.11.2006, 13:16 Uhr
stimmt gar nicht :(
Pool 13.09.2007, 23:22 Uhr
Thomas Mann war ein Genie
Christoph 26.03.2008, 10:54 Uhr
Stimmt, und es ist wieder ein Zitat aus "Mario und der Zauberer"
ciao.
Knut Hacker 09.06.2009, 18:33 Uhr
Die Frage der Willensfreiheit ist ein logisches Paradoxon, ein Scheinproblem. Man kann seinen Willen nicht auswählen, ohne ihn dabei bereits zu haben. Wovon soll der Wille denn frei sein?Doch nicht von den willensbildenden Faktoren wie den genetischen Anlagen,den Erfahrungen, den Überlegungen und Gefühlen usw.
Schopenhauer: "Man kann zwar tun was man will, aber nicht wollen was man will!"
Andererseits:Wille ist zeitbedingt, nämlich auf die Zukunft gerichtet. Warum der Umweg des zukünftig Eintretenden über die Entwicklung einschließlich des menschlichen Willens?Dieser zeitliche Umweg ist nur dann nicht überflüssig, wenn die Zukunft nicht feststeht.
Knut Hacker 09.06.2009, 19:46 Uhr
Das Problem der Willensfreiheit ist auch deshalb ein Scheinproblem, weil es auf irrigen Prämissen beruht. Es geht nämlich von einem Gegensatz zwischen Freiheit und Notwendigkeit aus. Einen solchen Gegensatz gibt es jedoch nicht. Das ergibt sich aus der Evolutionslehre, der Quantenphysik und der Chaosforschung. Gegensätze sind geistige Konstrukte.Das hat insbesondere schon Heraklit entdeckt.
Neumann 09.06.2009, 22:44 Uhr
@Knut Hacker: Du meinst ich hätte keinen freien Willen, wenn ich Dir das hier tippe?
Knut Hacker 11.06.2009, 16:59 Uhr
Ich verneine doch nicht den freien Willen ,sondern verweise darauf , daß Freiheit ein Bezugsbegriff ist und daher nur Aussagewert erlangt, wenn gesagt wird ,WOVON der Wille denn frei sein soll!Er muß doch gebildet werden, um nicht Willkür zu sein.Nun bilde man doch einmal einen Willen -z.B.,dies zu lesen-,ohne ihn bereits zu haben!!!!!!Wo steckt da die Freiheit? Der Wille ist daher weder frei(wovon?),noch (durch die willensbildenden Ursachen)festgelegt.Vielmehr gibt es keine sich gegenseitig ausschließende Gegensätze ,was ja heute philosophisches und naturwissenschaftliches Allgemeingut ist.Das hat mit der ethischen Prämisse der Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tun und seiner Fähigkeit,Wünsche zu überwinden überhaupt nichts zu tun.Wille und Wunsch dürfen nicht verwechselt werden.
Knut Hacker 17.08.2009, 18:34 Uhr
Willensfreiheit
„Freiheit“ ist wie „Unabhängigkeit“ ein negierender Begriff, der ohne Bezug nichts besagt. Freiheit gibt es nicht an sich, sondern nur „von etwas“ oder „zu etwas“.
Die Freiheit des Willens kann daher weder bedeuten, dass der Wille von seinen Ursachen (willensbildenden Faktoren wie Veranlagung, Erfahrung, Wertehaltung, Befindlichkeit ,Motiv) frei ist,noch, dass die Freiheit selbst ursächlich für den Willen ist (was Willkür bedeuten würde),sondern, dass das menschliche (im Gegensatz zum tierischen) Bewusstsein seiner selbst ein willensbestimmender Faktor ist, eine Entscheidungsinstanz auf einer Metaebene:Ich will etwas, aber tue es nicht, weil ich es doch nicht will (und umgekehrt).
Auf dieser Entscheidungsebene des Selbstwiderspruches ist daher der Gegensatz von Freiheit und Notwendigkeit aufgehoben.Ich kann zwar nicht etwas wollen wollen (Schopenhauer), aber Gewolltes doch nicht wollen und Nichtgewolltes doch wollen.Auch für eine solche endgültige Entscheidung sind zwar Motive bestimmend (zum Beispiel moralische Grundsätze), aber in eigentlich ungewollter Präferenz.
Willensfreiheit bedeutet also die Fähigkeit, etwas doch zu wollen, was man eigentlich gar nicht will und umgekehrt.
Eine Taube auf dem Dach, die sich plötzlich entschließt, wegzufliegen, ohne dazu durch Futtersuche oder Verbesserung des Aufenthaltsortes usw. motiviert zu sein, handelt lediglich zufällig, um – entsprechend den Grundsätzen der Evolution - immer Neues auszuprobieren.Der Mensch, der vor zwei für ihn gleichwertige Entscheidungsmöglichkeiten gestellt wird ( „ Buridons Esel“ ), kann sich trotzdem entscheiden, allein, um sich zu entscheiden (und sei es zum Nichthandeln).Das Tier wird sich auch entscheiden, aber einfach aus probabilistischer Gewohnheit.
Es ist die Kompetenzkompetenz des Menschen, die missverständlich als „Willensfreiheit“ bezeichnet wird. Sie begründet die Verantwortlichkeit (gegenüber der Gesellschaft oder einer religiösen Instanz) für das eigene, von außen unbeeinflusste Verhalten trotz der Unbeeinflussbarkeit und zum großen Teil auch Unbewusstheit der willensbildenden inneren Faktoren.
Neumann 17.08.2009, 19:28 Uhr
@Ralf: Ist das Mann`sche Zitat da oben nicht der reinste Schopenhauer?
Knut Hacker 17.08.2009, 20:56 Uhr
Ralph,ich habe umfangreich geantwortet mit einem Zitat von Schopenhauer jedoch funktioniert wieder die Absendung nicht. Ich versuche herauszubekommen, an welchem Sperr-Wort dies liegt.
Knut Hacker 17.08.2009, 20:58 Uhr
Schopenhauer: "die Freiheit ist also durch meine Darstellung nicht aufgehoben, sondern bloß hinaus gerückt, nämlich aus dem Gebiete der einzelnen Handlungen, wo sie erweislich nicht anzutreffen ist, hinauf auf eine höhere, aber unserer Erkenntnis nicht so leicht zugängliche Region: das heißt sie ist
Knut Hacker 17.08.2009, 21:07 Uhr
Das Sperrwort heißt verfremdet geschrieben, aber in der Schreibweise von Schopenhauer:t Ra ns cen DEnt
Knut Hacker 17.08.2009, 21:09 Uhr
Berichtigung: das Wort heißt verfremdet geschrieben, aber in der Schreibweise von Schopenhauer: t Ra ns cen DEnt al.
Ralf 17.08.2009, 21:16 Uhr
@Knut, das kann auch an Deinem Browser liegen. Seitdem ich meine Kommentare ausschließlich über Mozilla Firefox versende, habe ich (bisher) keine Probleme mehr. Mit dem Internet-Explorer ging mir einiges verloren.
@Neumann: Thomas Mann hat seinen Schopenhauer meines Wissens mehrfach gelesen. Der am stärksten Schopenhauer-"durchwirkte" Mann-Roman ist "Die Buddenbrooks".
Ralf 17.08.2009, 21:28 Uhr
@Knut, das liegt nicht an Deinem Browser. Ist tatsächlich ein Sperrwort.
t-r-a-n-s-z-e-n-d-e-n-t
Ralf 17.08.2009, 21:34 Uhr
transcendent
Ralf 17.08.2009, 21:43 Uhr
Ach so, der -al geht nicht:
t-r-a-n-s-c-e-n-d-e-n-t-a-l
Ralf 17.08.2009, 21:54 Uhr
@Knut, man muss aber noch unterscheiden zwischen Handlungsfreiheit und Willensfreiheit...
Knut Hacker 19.08.2009, 17:07 Uhr
Ralf, die Verwechslung von Handlungsfreiheit und Willensfreiheit hat Schopenhauer als Grund für den selbstwidersprüchlichen Begriff der Willensfreiheit angeprangert. Leider sieht er aber trotz seiner Widerlegung der Willensfreiheit eine Freiheit im Transzendenten ,welche die Verantwortlichkeit für das Handeln begründet. Er verweist insoweit hauptsächlich auf Kant. Ich persönlich kann das aber nicht nachvollziehen. Die Verantwortlichkeit leite ich aus dem Begriff des Ichs her,unter den alle Mechanismen der Willensbildung fallen.
Ralf 19.08.2009, 20:30 Uhr
@Knut, habe im Internet nach Definitionen zu Handlungsfreiheit und Willensfreiheit gesucht und bin dabei auf Ansgar Beckermann gestoßen. Seinen sehr ausführlichen, vollständigen Artikel, betitelt „Haben wir einen freien Willen?“, findest Du auf www.philosophieverstaendlich.de/freiheit - hier ein kleiner Auszug:
„(…) es ist unbestritten, dass Handlungsfreiheit mit dem Determinismus vereinbar ist.
Handlungsfreiheit
Eine Person ist in ihrem Handeln frei, wenn sie tun kann, was sie tun will.
Willensfreiheit
Eine Person ist in ihrem Wollen frei, wenn sie die Fähigkeit hat, ihren Willen zu bestimmen, zu bestimmen, welche Motive, Wünsche und Überzeugungen handlungswirksam werden sollen.“
Für Dich und viele andere auf dieser Seite nichts Neues, @Knut, aber nicht jeder kennt den Unterschied.
Knut Hacker 19.08.2009, 20:58 Uhr
Wie kann ich denn meinen willen bestimmen?Er ist entweder da oder nicht.Ich kann ihn nicht auswählen, ohne ihn bereits zu haben.Schopenhauer bringt es daher zu Recht auf den Nenner, dass man zwar tun kann ,was man will aber nicht wollen, was man will(Version von Albert Einstein). Oder: Man kann etwas tun wollen, aber nicht wollen wollen.
Mit dem Gegensatz von Freiheit und Notwendigkeit ist es wie mit allen Gegensätzen:Sie sind geistige Konstrukte und führen uns in Paradoxien.
Im übrigen setzt der Wille ihr die Zeit voraus, denn er ist auf die Zukunft gerichtet. Seit Kant, bestätigt durch die Relativitätstheorie und die Quantenphysik, gehört es jedoch zum geistigen Allgemeingut, dass es Zeit (ebenso wenig wie Raum) nicht gibt, sondern es sich ebenfalls um ein geistiges Konstrukte handelt.
Ich habe zu diesem Themenkreis in diesem Forum schon so viel geschrieben,dass ich mich nicht ständig wiederholen möchte
Ralf 19.08.2009, 21:42 Uhr
Ganz richtig: Wir können unseren Willen nicht bestimmen, darum sagt Mann ja auch, "Willensfreiheit existiert nicht".
Ralf 19.08.2009, 22:01 Uhr
Als @Neumann schrieb: "@Knut Hacker: Du meinst ich hätte keinen freien Willen, wenn ich Dir das hier tippe?", hast Du, @Knut, geantwortet: "Ich verneine doch nicht den freien Willen (...)". Neumann hat Dir jedoch aufgrund seiner Handlungsfreiheit geschrieben, nicht aufgrund seiner Willensfreiheit.
hawaii 20.08.2009, 04:41 Uhr
kwatsch! willensfreiheit und handlungsfreiheit sind ein- und derselbe stiefel. ihr glaubts auch alles was euch aufgetischt wird....*grins*
Der wahre Wolfgang 20.08.2009, 17:46 Uhr
Dass wir nur frei sein können, wenn wir nich nur tun können , was wir wollen, sondern wenn wir auch bestimmen könnern, was wir wollen, ist ja keine ganz neue und auch nicht meine Erkenntnis. Zur wirklichen Freiheit gehört ganz elementar, dass wir bestimmen, aufgrund welcher Motive, Wünsche, Neigungen, Präferenzen und Überzeugungen wir handeln.
Für verantwortliches Handeln reicht Handlungsfreiheit nicht aus. Der Handelnde muss auch über Willensfreiheit verfügen.
Beide Begriffe sind -soweit ich sehe- nicht immer trennschaf definiert, zumal mittlerweile eine Vielzahl von theoretischen "Handlungs - und Willenskonzepten" vorliegen.
So werden zum Beispiel auch mentale Ebenen, wie z.B. das Denken und Erkennen -handlungstheoretisch- als Handlung betrachtet.
Das Denken und das Erkennen korrespondieren aber auch eng mit dem Begriff "Willen".
Die Theorieansätze erscheinen mir zu uneinheitlich, um eine klare Differenzierung der Begriffe "Handlungsfreiheit" und "Willensfreiheit" vornehmen zu können.
Da müssten wir uns schon selber entscheiden. Wenn uns da nur nicht die miteinander konkurrierenden "Phänomene" der "Willensfreiheit" und "Determinismus" einen Strich durch die Rechnung machen.
Der wahre Wolfgang 20.08.2009, 19:35 Uhr
Korr.:trennscharf
Ralf 20.08.2009, 21:59 Uhr
Die Willensfreiheit ist eine Illusion, die wir aufrechterhalten sollten.
Der wahre Wolfgang 20.08.2009, 22:11 Uhr
Das Thema erinnert mich an eines Neurophysiologen und Anhänger deterministischer Handlungstheorien, der seinem lernfaulen Sohn folgendes mitgab: "Junge,lass` die Dinge nicht so laufen, du bist für deinen Schulerfolg verantwortlich, nicht der Lehrer."
Theorie und reales Leben sind eben verschiedene Ebenen -auch für einen Neurophysiologen.
D.w.W. 20.08.2009, 22:13 Uhr
einen Neuro...
Knut Hacker 20.08.2009, 23:08 Uhr
Das problem der Willensfreiheit steht und fällt doch mit der Frage ,wovon denn der Wille frei sein soll!Das hat seit Augustinus ,dem "Erfinder der Willensfreiheit ( um den allmächtigen Schöpfer Gott von der Verantwortung für die Sünde reinzuwaschen ,was ihm aber nicht gelungen ist ,da Gott ja Gut und Böse und die Freiheit geschaffen haben muß und daher mitverantwortlich für die Sünde sein muß, zumal er ja in seiner Allwissenheit die Sünden voraussehen muß;Martin Luther hat sich daher vehement gegen die Willensfreiheit gewandt-de servo arbitrio im Gegensatz zu Augustinus de libero arbitrio )noch niemand beantworten können .Es handelt sich also um ein Scheinproblem .Allein die kath.Kirche hält noch an der Willensfreiheit fest!
Knut Hacker 21.08.2009, 17:43 Uhr
Ergänzung zu meinem Beitrag vom 20.8.2009, 23:08 Uhr:
Schopenhauer schreibt: "....... bedeutet "frei" - "dem eigenen Willen gemäß":frägt man nun, ob der Wille selbst frei sei; so frägt man, ob der Wille sich selber gemäß sei: was sich zwar von selbst versteht, womit aber auch nichts gesagt ist"
Es ist zu unterscheiden zwischen Willensfreiheit, Wunschunabhängigkeit, Handlungsfreiheit und Verantwortlichkeit.
Die Handlungsfreiheit ist eine Selbstverständlichkeit. Sie bedeutet die äußere Freiheit, etwas zu tun oder zu unterlassen. Sie besteht, wenn ich nicht durch Täuschung, Drohung oder körperlichen Zwang zu einem Tun oder Unterlassen bestimmt werde.
Die Willensfreiheit jedoch soll eine innere Freiheit bedeuten.Wenn ich aber etwas will, dann habe ich eben ein Motiv (das wiederum geprägt ist durch Veranlagung und Erfahrung). Dieses Motiv kann ich mir nicht heraussuchen. Wenn ich mir zum Beispiel das Motiv ethische Haltung dafür heraussuche, dass ich nicht töte, dann habe ich bereits den Wllen, nicht zu töten.
Freier Wille hieße Motivlosigkeit, also Willkür, Unberechenbarkeit!
Ich kann doch nicht sagen, ich will töten, aber tue es nicht, denn wenn ich es nicht tue, dann will ich es eben nicht tun!
Der Wille darf nicht mit dem Wunsch verwechselt werden. Ich kann zwar wünschen, jemanden, der mir verhasst ist, zu töten. Aber ich kann gleichzeitig wollen (zum Beispiel aus ethischen Gründen oder, um nicht bestraft zu werden), ihn nicht zu töten!
Auch ohne freien Willen bin ich für meinen Handeln und Unterlassen verantwortlich.Nicht, weil ich geboren bin und so veranlagt bin, wie ich bin, und die Erfahrungen gemacht habe, die mich prägen , und daher das Motiv habe, das mein Verhalten bestimmt. Sondern weil dieses Verhalten meinem Ich zuzurechnen ist und dieses Ich nichts anderes ist als das, was bei meiner Geburt geboren worden ist, ferner das, was mir dabei an Veranlagung mitgegeben worden ist, und schließlich das, was mich an Erfahrungen geprägt hat, letztlich, was alles zu dem Motiv meines gewollten Verhaltens geführt hat.
Das deutsche Strafgesetzbuch kennt keine Willensfreiheit sondern lediglich Handlungsfreiheit:Ein Straftäter ist schuldfähig, wenn er bei Begehung der Tat das Unrecht dieser Tat einsieht und gemäß dieser Einsicht handeln kann ( §§ 20, 21 StGB ), also wenn seine (persönlichkeitseigene) Willensbildung nicht (zum Beispiel – unverschuldet – durch Alkoholgenuss, Affekt usw.)so stark beeinträchtigt ist,dass sein Hemmungsvermögen beziehungsweise sein Steuerungsvermögen (gegen die Tat) wesentlich herabgesetzt ist.
Kannte er von vorneherein (aufgrund Anlage und Erfahrung) keine ausreichende Hemmschwelle oder Steuerungsfähigkeit, ist er ein Fall für die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.
Ralf 21.08.2009, 20:18 Uhr
Stell Dir vor, @Knut, jemand kann Konflikte ausschließlich durch Gewalt lösen. Bei jeder Beleidigung, Erniedrigung oder nur Geringschätzung geht er hoch und schlägt brutal auf "den Verursacher" ein. Hinterher bereut er es, er fragt sich, warum er so gehandelt hat, obwohl er es NICHT WILL, obwohl er vielleicht im Grunde seines Herzens Gewalt verabscheut, schließlich behandelt er Menschen, die respektvoll mit ihm umgehen, stets freundlich und zuvorkommend.
(Ich will jetzt gar nicht näher auf die Entstehung seines Gewaltpotentials eingehen; es ist einerlei, ob seine Aggressivität genetisch bedingt oder durch sein Umfeld in seinen prägenden Jahren - Mutter und Vater haben es vorgemacht - entstanden ist, oder ob es sich um ein sowohl als auch handelt, eine Mischung von beidem.)
Die Frage, die ich mir stelle, ist: Was ist denn jetzt sein Wille? In seiner Vorstellung sieht er sich möglicherweise selbst als gemeinhin friedfertigen Mitbürger an, und er WILL ja auch niemanden verletzen, er hasst seine eigene Aggressivität. Immer wieder nimmt er sich vor, in Zukunft ruhig und gelassen zu bleiben, wenn jemand ihn abschätzig oder herablassend behandelt, aber sobald er in die Situation kommt, klinkt etwas in ihm aus, er kann das, was in ihm ist, nicht bändigen; es ist stärker als er, kurzum: er kann nicht gegen SEINEN WILLEN handeln, unter gleichen Bedingungen wird er immer gleich handeln. Es ist wie ein Fluch! (Könnte er gegen seinen Willen handeln – und sein Wille ist hier nicht mit seinem Wollen zur Friedfertigkeit zu verwechseln – , er würde nie wieder als Gewalttäter auffällig werden.)
Bereuen wir nicht alle hin und wieder, etwas getan oder nicht getan zu haben, was unserem eigenen Selbstbild widerspricht? Sind wir wirklich frei in all unseren Handlungen?
Knut Hacker 22.08.2009, 15:32 Uhr
Ralf, dein Beispiel erkennen auch die Befürworter des freien Willens als einen der Fälle an, in denen dieser – hier durch Affekte in Verbindung mit Persönlichkeitsstörungen – ausgeschlossen sein kann. Ein Strafrichter würde deinen Typ psychiatrisch untersuchen lassen, und der Gutachter würde wahrscheinlich eine Verminderung der Schuldfähigkeit feststellen.
Das Problem des freien Willens wird nur für den Fall diskutiert , dass jemand, von außen unbeeinflusst und in normaler – was immer das sei – körperlicher, geistiger und seelischer Verfassung ,eine Entscheidung trifft.
Du hast dich hier als Schopenhauer-Fan und- Kenner geoutet. Ich habe erst kürzlich dessen „Preisschrift über die Freiheit des Willens, gekrönt von der Königlich Norwegischen Societät der Wissenschaften, zu Drondheim, am 26. Januar 1839“im Original gelesen.Dort entlarvt er gnadenlos den „freien Willen“ als Fehler oberflächlichen Denkens. Er führt auch aus, dass es sich dabei um einen misslungenen Versuch des katholischen Kirchenvaters Augustinus handele, den Menschen für die Sünden verantwortlich zu machen. Er zitiert hierzu aus Augustinus Schrift: „De libero arbitrio“(Über den freien Willen): „Dic mihi, quaeso, utrum Deus non sit auctor mali ?-“ Sag mir bitte, ob nicht Gott der Urheber des Bösen ist?“Und: „Movet autem animum, si peccata ex his animabus sunt , quas Deus creavit , illae autem animae ex Deo; quomodo non , parvo intervallo, peccata referantur in Deum.“- „Folgende Frage bewegt aber mein Gemüt: wenn die Sünden aus der Seele kommen, die Gott geschaffen hat, jene Seelen aber aus Gott kommen: wieso fallen dann die Sünden nicht mittelbar auf Gott zurück?“
Seine Antwort, dass Gott dem Menschen den freien Willen verliehen habe, um eigenverantwortlich zwischen Gut und Böse entscheiden zu können – ein Akt der Liebe Gottes, führt nicht weiter. Denn Gott muss ja in seiner Allmacht den Gegensatz von Gut und Böse (den es natürlich in der Natur nicht gibt, sondern bei dem es sich um Wertungen des Menschen handelt) und den Gegensatz von Notwendigkeit und Freiheit geschaffen haben und in seiner Allwissenheit jede Entscheidung des Menschen für das Böse vorausgesehen haben.Also bleibt Gott immer noch der Urheber des Bösen. So steht es ja auch in verschiedenen Stellen des Alten Testamentdes ,die ich auf Wunsch nachliefern kann.
Wie bereits ausgeführt, hat sich Luther vehement gegen die Annahme eines freien Willens gewandt nnd eine Streitschrift gegen Augustinus verfasst mit dem Titel. „ De servo arbitrio “(Über den unfreien Willen).Darin heißt es: „At talem oportere esse Deum, qui libertate sua necessitatem imponat nobis , ipsa ratio naturalis cogitur confiteri.- Concessa praescientia et omnipotentia, sequitur naturaliter, irrefragibili consequentia, nos per nos ipsos non esse factos, nec vivere, nec agere quidquam, sed per illius omnipotentiam.- Pugnat ex diametro praescienta et omnipotentia Dei cum nostro libero arbitrio.- Omnes homines coguntur inevitabili consequentia admittere, nos non fieri nostra voluntate, sed necessitate; ita nos non facere quod libet, pro jure liberi arbitrii, sed prout Deus praescivit et agit consilio et virtute infallibili et immutabili...“ - „Aber dass Gott ein solcher sein muss, welcher vermöge seiner Freiheit uns der Notwendigkeit unterwirft, das muss schon die die natürliche Vernunft zugeben. - Wenn man die Allwissenheit und Allmacht zugesteht, so folgt naturgemäß und unwidersprechlich, dass wir nicht durch uns selbst gemacht sind oder leben oder irgendetwas tun, sondern nur durch seine Allmacht – Die Allwissenheit und Allmacht Gottes steht in diametralem Widerspruch zu der Freiheit unseres Willens. - Alle Menschen werden mit unvermeidlicher Konsequenz gezwungen, anzuerkennen, dass wir nicht durch unseren Willen, sondern vielmehr aus Notwendigkeit geschehen; so tun wir also nicht was uns beliebt, nach dem Gebot unseres freien Willens, sondern handeln so, wie Gott es vorgesehen hat und durch unfehlbaren und unwandelbaren Ratschluss und Willen ausführt. “
Statt „Gott“ kann man natürlich „Evolution“ setzen. Die Auffassung Luthers ist natürlich fatalistisch („sola gratia“-“allein durch die Gnade Gottes werden wir erlöst“). aber weltlich betrachtet,entspricht sie den Erkenntnissen der Naturwissenschaft, wonach sich Entscheidungen im Hirn schon ablesen lassen, bevor sie bewusst getroffen werden.Das hat erst heute wieder der Hirnforscher Gerhard Roth , Direktor des Bremer Instituts für Hirnforschung , hervorgehoben, wie die Medien zurzeit ausführlich berichten.
Von Luther ist noch folgendes Zitat nachzutragen, das mir leider nicht in lateinischer Fassung vorliegt: „Ich kann den Gott, der die Sünder straft, nicht lieben, ich hasse ihn und seine Gerechtigkeit.“ Dieses Zitat stammt noch aus der Zeit seines klösterlichen Aufenthaltes, also vor Verfassung seiner Gnadenlehre (bei der er sich jedoch die Frage gefallen lassen muss, warum Gott die Möglichkeit der Sünde geschaffen hat, um dann doch Gnade walten zu lassen?!).
Ralf 22.08.2009, 18:36 Uhr
Wie Du weiter oben schriebst, @Knut, ist die Frage der Willensfreiheit ein Scheinproblem. Es verhält sich wohl ähnlich wie mit der Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes, wir werden es nicht lösen, werden weder das eine noch das andere beweisen können. Ich persönlich glaube, dass wir nicht immer ganz frei sind in unseren Handlungen, kann (oder will) mir im Gegenzug aber auch nicht vorstellen, dass wir völlig unfrei wie ein programmierter Roboter durch die Welt laufen. Denn dann wäre der vielleicht einzige Unterschied zwischen der Maschine und uns Menschen, dass wir laut aufschreien, wenn wir uns den großen Zeh gestoßen haben.
Knut Hacker 23.08.2009, 18:46 Uhr
Ralf, warum soll es nur die Alternative Freiheit/Unfreiheit geben?In den Naturwissenschaften gibt es den sogenannten Zufall,der sowohl Grund für das zufällige Geschehen ist, als auch selbst ohne Grund, also frei ist. Es ist die alte Erkenntnis: Gegensätze gibt es nur in unserem Denken!
Ralf 23.08.2009, 19:45 Uhr
Kennst Du die Kompatibilisten, @Knut? Die glauben, Willensfeiheit und Determinismus seien miteinander vereinbar.
Knut Hacker 25.08.2009, 19:34 Uhr
Ralf, die Evolution zeigt, dass Freiheit und Notwendigkeit vereinbar sind: Die zufälligen Mutationen ermöglichen Entwicklung. Nur diejenige Entwicklung setzt sich jedoch durch, die den Notwendigkeiten der Umwelt am besten genügt. Man spricht von gesteuertem Zufall, freier Notwendigkeit oder notwendiger Freiheit. Das gleiche finden wir in der Atomphysik. Die letzten Ursachen sind Zufall (zum Beispiel der Quantensprung). Die Zufälle (Freiheiten) führen aber zu statistischen Notwendigkeiten. Die Naturgesetze des Makrokosmos sind solche.
Chisto. 25.02.2010, 07:17 Uhr
Bærsj og tiss.
Chisto. 25.02.2010, 07:19 Uhr
Korrektur: Tiss og bærsj.
Freiheit_Wahrheit 27.05.2010, 10:16 Uhr
http://www.bibleserver.com/#/search/LUT/Freiheit/1
Tut Euch doch einen Gefallen und schaut nach, wer die Wahrheit und die Freiheit "erfunden" hat und sie Euch geben will - kein Mensch, egal wie "gebüldet" er tut und wieviel "weise" Worte er gebraucht, kann Dir diese Freiheit geben - nur Gott.
Bilderberger 15.04.2012, 22:33 Uhr
Nun, ich hab mir nicht alle Kommentare durchgelesen, meine aber:
Wenn man reflektiert darüber, ob man an den freien Willen glauben will oder nicht, dann ist man bereits von seiner Existenz überzeugt. Heißt für mich, davon auszugehen dass es Wilensfreiehit nicht gibt ist ein Fehlschluss (sprachlicher Irreführung) Oder übersehe ich was?
(in gleicher Herleitung, habe ich schon die Identität so begründet, unter dem Zitat hier auf Zitate-Online.de:
„Bin ich das wirklich was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?“
Dietrich Bonhoeffer
Martin 28.12.2012, 01:22 Uhr
@Bilderberger, lohnt sich mal drüber nachzudenken...
Senftopf 30.08.2014, 18:15 Uhr
...da ist er wieder, der große MANN...genial!
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