„Aufgabe von Kunst heute ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen.“
252 Stimmen:
alpha02 29.05.2008, 15:01 Uhr
Ich sage:" Ist es in ordnung, wenn Chaoten Kunst machen?"
Muttzier 29.05.2008, 19:09 Uhr
Ja! Besser, die Chaoten machen Kunst als andere chaotische Sachen mit Sachbeschädigungen usw., die sie dann als Kunst deklarieren.
Finna 30.05.2008, 14:42 Uhr
Ich würde fast sagen, dass nur die Chaoten wirkliche Kunst machen können. Die Ordentlichen gehen nur nach Schema-F vor, fast wie "Malen nach Zahlen" (ist jetzt natürlich etwas überspitzt dargestellt...). Kunst ohne Chaos ist langweilig, leidenschaftslos. Kunst ist etwas, das sich von alltäglichen Dingen abhebt, das irgendwie querschlägt und sich nicht an Richtlinien entlanghangelt.
Ingrid Z 30.05.2008, 14:52 Uhr
@ Finna: Das hast du vollkommen richtig dargestellt. Von klein auf wird man zur Ordnung erzogen, muss diese einhalten usw. Aber der innere Schweinehund in uns möchte auch mal chaotisch sein und wenn dann noch eine künstlerische Ader vorhanden ist, ja dann.
Anarchisterix 01.06.2008, 17:29 Uhr
Wenn also die Kunst "Chaos in die Ordnung" bringt, dann ist der Künstler ein Chaot. Wirklich?
Finna 01.06.2008, 23:47 Uhr
Der Künstler ist doch der Durchbrecher der Ordnung. Und das ist auch ein Chaot. Allerdings ist die Bezeichnung "Chaot" etwas zu negativ gefärbt und man schreibt einem Chaoten auch eher negative Eigenschaften zu. Der Künstler ist zwar in dem Sinne ein Chaot, dass er die Ordnung kreativ durcheinander wirft, aber nicht jeder Chaot ist auch ein Künstler.
Ingrid Z 02.06.2008, 16:06 Uhr
Richtig, nicht jeder Chaot ist ein Künstler, denn wer möchte das nicht: Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehn (stammt aus einem Lied von Udo Jürgens).
Anarchisterix 15.06.2008, 18:44 Uhr
>> Hier wird Ursache und Wirkung vertauscht. - Außerdem sind "Chaos" und "Chaot" Wertungen vom Standpunkt der herrschenden Ordnung aus. Was außerhalb der Ordnung ist, ist nicht Chaos, sondern anders (und vielleicht sogar eine andere Ordnung). Genauso wie es keine hässlichen Menschen gibt: sie sind andersschön.
Der wahre Wolfgang 03.06.2009, 23:02 Uhr
@Anarchisterix, am 15.06. 2008 war die Welt noch in Ordnung und ich noch nicht in diesem Forum. Wahrscheinlich hat das Eine auch etwas mit dem Anderen zu tun.
Ursache und Wirkung wurden vertauscht? Was ist aber Ursache und was ist die Wirkung? Wenn der Bezugspunkt (Standpunkt) die herrschende Ordnung ist, dann definiert sie sich gegenüber dem Chaos als zu unterscheidendem (anderem) Prinzip. Gleichsam kann aber auch das Chaos das leitende Prinzip sein (zumal, wenn es, wie du schreibst, gar eine "andere"(?) Ordnung sein kann) und definiert sich unterschiedlich ("anders")gegenüber dem herrschenden(?) Ordungsprinzip.Von daher kann natürlich auch das Chaos der Bezugsmaßstab (implizit der "Wertungen") für Ordnung sein. Anders kannn jeweils das "Andere" sein -Chaos wie Ordnung.Beide stehen in einem interdependenten Zusammenhang, gleichsam in einem "geschlossenen" System. Der Begriff "Chaot" ist negativ besetzt (beschreibt zudem einen Typus und kein abstraktes "Systemelement") und grenzt sich in der Regel nur -und das leuchtet ein- gegenüber Standpunkten der Vertreter allgemein anerkannter Ordnungsprinzipien ab. Der (konkrete)"Chaot" ist das Produkt der (konkreten) Vertreter des Ordnungsstandpunktes. Einen Typus, der sich aus den "herrschenden" Ordungsprinzipien ableiten ließe, wäre z.B. der "Spießbürger" und dieser könnte dann allerdings, in einen wechselseitigen Bezugsrahmen -analog dem obigen Beispiel-,zum "Chaoten" definiert werden.
Der "Spießbürger" kann eine Definition aus der Sicht des "Chaoten" sein, wobei die Negativzuschreibungen jeweils von den Vertretern der anderen Gruppe vorgenommen werden.
Das neutestamenliche Wort der "Feindesliebe" lassen wir Mal außen vor.
Auf den ersten Blick wäre die Aussage (die witzig aber nicht kontextimmanent ist): Es gibt keine hässlichen Menschen, sie sind nur anders schön, umkehrbar: Es gibt keine schönen Menschen,sie sind nur anders häßlich. Aber nur auf den ersten Blick wäre dieser Umkehrschluss evident. Warum wohl?
Der wahre Wolfgang 03.06.2009, 23:10 Uhr
einem wechselseitigen Bezugsrahmen...
Der wahre Wolfgang 04.06.2009, 14:56 Uhr
Wer repräsentiert die jeweilige Gruppe und vertritt ihren Standpunkt, vor allem vor dem Hintergrund, dass "Zuweisungen" oder "Selbstbilder" wechseln können? Wer hat hier die Definitionshoheit und ist das am Ende nicht auch eine Machtfrage? Gerade die Positionen, die negative Werthaltungen intendiern, werden überlicherweise den jeweils "Anderen" zugeschrieben.Dieses Forum zeigt bisweilen ja deutlich auf: Der Idiot ist immer der jeweils Andere. Andre Heller hat diesen Dualismus von "Urprinzipien" Mal besungen: "Die Lüge ist wahrer als die Wahrheit, weil die Wahrheit so verlogen ist."
Die Überlegung Anarchisterix`s, dass das,was außerhalb der Ordnung liegt, nicht Chaos, sondern "anders" ist,deckt sich nicht unbedingt mit dem Dualismus als Lehre von zwei Urprinzipien und unversöhnlichen Gegensätzen, in der Welt, in der Geschichte, im Menschen.
Anarchisterix entzieht, wie ich annehme, mit "anders" dem dualistischen Gegenbegriff bewusst die Negativbewertung. Ein weiteres Beispiel (nicht "hässlich" nur "andersschön")geht in die gleiche aber falsche Richtung. Zumal, wenn wir uns auf die o.g. Dualismus-Definiton beziehen.
Der strenge , konsequente (philosophische, metaphysische ) Dualismus deutet in seiner "Kosmologie" die Weltentstehung durch das Werk eines guten und eines bösen Gottes, die als Anfangskräfte gleich mächtig nebeneinander stehen. Dieser Gegensatz bestimmt das Wesen der Welt, den Lauf der Geschichte, das Schicksal (den inneren und äußeren Kampf)des Menschen. Hinter den "irdischen" Auseinandersetzungen steht der "Kampf der Götter".
Platon hat den "anthropologischen" Dualismus übrigens ausführlich erörtert.
Ingrid Z 05.06.2009, 00:34 Uhr
@Der wahre Wolfgang: "...Chaos in die Ordunmg zu bringen."
Bei euch geht es ja mittlerweile auch nicht viel anders zu wie beim seniorenportal, wo ich mich mal verirrt hatte = gleich 'Zickenkrieg'. Bin ja auch nicht mehr der Jüngste, aber hier ist es wirklich aufregender.
Anarchisterix kannte ich noch zu Beginn meines Einstieges hier als ikntegere Person.
Gibt es hier irgendwelche geistige Drogen, die ich zwischenzeitlich versäumt habe, zu nehmen?
Ingrid Z 05.06.2009, 00:36 Uhr
Korrektur: ...die Jüngste
Neumann 05.06.2009, 00:53 Uhr
Also ich finde jetzt den Anarchisterix da oben gar nicht schlecht...das mit dem Chaos als der "anderen" Ordnung, des Unbekannten also...Mich würde aber auch mal interessieren, wann der Adorno bei Schalke im Tor gestanden haben soll? Wie verlief da die Saison - chaotisch?
Felix 05.06.2009, 12:03 Uhr
Die Frage, die sich mir stellt ist, inwieweit "die andere Ordung", also das vom Standpunkt der Ordnung negativ besetzte Chaos, in unserer Welt überlebensfähig ist.
Klar, Chaos ist notwendig, um sich der Ordung bewußt zu sein. Chaos regt zur Diskussion und zum Überdenken der Ordnung an.
So wie Anarchisterix seine Daseinsberechtigung als Chaot und schlechtes Beispiel einer funktionierenden sozialen Gruppe hat, so sind auch Teufel, Anarchie, Geisteskranke und Verbrecher komplementäre Bestandteile unserer Gesellschaft. Damit will ich aber keinesfalls behaupten, dass Ana auch nur im geringsten diese Eigenschaften verkörpert.
Betrachtet man das Chaos jedoch wissenschaftlich, so basiert es auf strengen Regeln einer Ordnung. Es erscheint nur chaotisch, weil wir einen begrenzten Horizont haben, den soeiner, wie Ana längst überschritten hat. Während wir als Normalbürger noch dumme Idioten sind, eröffnet sich Ana im Hormon- oder Koksrausch eine ganz andere Welt voller Chaos, Farben und ungehemmter Gefühle. 68 hatte ich das auch mal.
Nur scheint sich tatsächlich diese Form des sozialen Miteinanders nicht durchsetzen zu können, weil es einen zu hohen Energiezustand aufweist. Nach dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik versucht jedes System seine Entropie zu verringern. Diesen Ansatz hat auch die Sozialwissenschaft übernommen.
Ein System mit niedriger Entropie kann sich leichter ohne Belastung seiner Umwelt verändern, als ein System mit hoher Entropie. Verändert sich ein System unabhängig von seiner Umwelt, dann nimmt seine Entropie zu. Ein System mit maximaler Entropie kann sich aus eigener Kraft überhaupt nicht mehr verändern. Diese beiden Tatsachen treffen auf die Subsysteme eines Systems gleichermaßen zu.
Ob jetzt Entropie mit Unordnung gleichgesetzt werden kann, darüber streiten sich noch die Gelehrten und Philosophen.
Die höchste Ordung, z.B. Diktatur lässt keine Veränderungen zu, wogegen Anarchie als größte Unordnung den instabilsten Zustand hat.
So ist unsere derzeitige Ordnung nur eine, in der Momentaufnahme, subjektive Ordung im Raum-Zeitgefüge.
Knut Hacker 06.06.2009, 14:53 Uhr
Wahrer Wolfgang, das mit dem guten und bösen Gott (Manichäismus) würde bedeuten, dass die Gottheit, ob dualistisch oder monotheistisch (mit dem "Teufel" weist auch sie eine stark dualistische Prägung auf),nicht allmächtig (und daher keine Gottheit, wobei der Begriff der Allmacht paradox ist: sie umfasst auch die Macht zur Ohnmacht) wäre: Sie wäre überbestimmt(transzendiert) vom Gegensatz Gut/Böse. Bei diesem handelt es sich im übrigen lediglich um menschliche Wertungen: die Natur an sich ist weder gut noch böse. Dass sich die Lebewesen gegenseitig täuschen und auffressen, Naturkatastrophen auch Unschuldige vernichten usw., wertet erster der Mensch als "böse". Das ist eine Schutzstrategie der Evolution: der Mensch wertet alles Lebensfeindliche als böse, um sich dagegen schützen zu können. Die Chaostheorie (besser: Chaosforschung) hat im übrigen aufgezeigt, dass das "Negative"gerade die positive Kraft des Schöpferischen ist (vergleiche auch das Negative Prinzip bei Popper und die Negative Theologie der Mystiker).
Knut Hacker 06.06.2009, 15:03 Uhr
Zum obigen Zitat:
"Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können" Friedrich Nietzsche
H. Smidt 06.06.2009, 15:16 Uhr
Ja, diese wenigen 'chaotischen' Töne die Dynamik in die Harmonie bringen, ohne die das Musikstück vielleicht ein wenig langweilig wäre.
Knut Hacker 09.06.2009, 18:55 Uhr
Nachtrag zur Chaostheorie: Alles Positive birgt das Negative in sich zur Selbstbestätigung. Ohne Krankheit zum Beispiel gäbe es die Gesundheit nicht. Sie hätte mangels Unterscheidbarkeit keine Identität. Es gäbe keine Bezeichnung dafür.
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