Schlagworte: Kunstwerke, Kunst
„Durch Menschen bewegen sich Ideen fort, während sie in Kunstwerken erstarren und schließlich zurückbleiben.“
370 Stimmen:
Vroni Hänggi Rüdiger 14.05.2007, 06:03 Uhr
Vielleicht wird ja Joseph Beys von vielen nicht als grosser Künstler gesehen, mich jedoch haben einige seiner Werke stark berührt. Ein Künstler, der sagt, nicht mein Werk ist wichtig, sondern jeder einzelne Mensch, das macht mir Eindruck. Beuys wollte die Kunst demokratisieren, er sagt, jeder Mensch ist ein Künstler und Mensch geht immer vor Kunst.
Felix 02.07.2009, 16:24 Uhr
32-16-8
Zuerst war die Idee, dann das Bild und bald die Begeisterung!!!! Ich freue mich.
Komposition des Bildes
Die Komposition des Bildes erwies sich als äußerst schwierig. Die graziellen Maße von 40 x 180 cm waren durch den architektonischen Raum bereits bei der Planung des Pavillons festgelegt. Eine Schwierigkeit bestand in dem Verhältnis der Horizontalen zur Vertikalen: Die Höhe misst mehr als die doppelte Breite. Ein solches Verhältnis eignet sich besonders für ein aufrechtes Bildmotive, während Kusch zuerst eine Destruktionsszene mit zusammenbrechenden Formen und liegenden Figuren schaffen wollte.
Kusch griff zur Lösung der Schwierigkeiten auf Darstellungsmittel zurück, die er bereits zu früheren Zeiten erprobt hatte. Aussagen über die Entstehung des Werkes sowie die Bedeutung einzelner Motive lassen sich vor allem wegen der erhaltenen Einzelstudien und der fotografischen Dokumentationen von Assi treffen.
Mittel des Kubismus
Ähnlich wie die Mittel der christlichen Ikonografie tauchten in der Entwicklungsgeschichte des Bildes die Elemente aus dem Kubismus erst in den letzten Zuständen der Leinwand auf. Zuvor hatte die Komposition einen stark linearen Charakter. Mit der Klärung der Komposition setzte sich dann auch immer stärker ein kubistischer Flächenplan mit Hell-Dunkel-Werten durch. Der stärkste Kontrast dieser Werte verläuft genau durch die Mitte des Bildes. Während links dieser Grenze die Figur in dunklen Grauwerten gehalten ist, strahlt die rechte Hälfte mit intensiven Farbtönen im Kontrast dazu förmlich.
Des Weiteren ist die collagenartige Bemusterung des facettierten Leibes des Hauptmotivs ein Hinweis, dass sich Kusch bewusst der Mittel des Kubismus bediente. Aus Berichten von Atelierbesuchen weiß man, dass er mehrfach während der Entstehung des Bildes mit Collagen experimentiert hatte, so war zum Beispiel der Körper zwischenzeitlich mit Zeitungsseiten bedeckt. Vor allem der Kopf erinnert stark an Picassos kubistische Phase, da sie aus verschiedenen Seitenansichten zusammengesetzt scheinen.
Bildinhalte
Figuren aus Picassos Ikonografie
Das Pferd (Stute)
Das Pferd ist, wie bereits erwähnt, ein bei Picasso häufig anzutreffendes Sinnbild für das absolute Leid. Es taucht immer wieder bei seinen Darstellungen der Corrida (Stierkampf) sowie auch in der Minotauromachie auf. Ungewöhnlich ist dabei, dass gegenüber dem üblicheren Kampf in der Arena die Kontrahenten Pferd und Stier und nicht Mensch und Stier sind. Das Pferd ist immer das Opfer, der Stier weidet in oraler Gier die Stute aus, ein verschlüsselter sexueller Akt. In der Minotauromachie taucht zusätzlich eine Torera im Geschehen auf. Bei 32-16-8 kann man jedoch davon ausgehen, dass keine sexuelle Komponente versteckt ist, denn gegenüber den üblichen Corrida-Darstellungen agieren Stier und Stute nicht miteinander. Sie müssen ihr eigenes Bedeutungsspektrum haben. In vielen Interpretationen wird die Stute als das Sinnbild für die Frauen des Bordells gesehen, die den Großteil des Leides ertragen mussten.
Die Stute ist das dominierende Nebenmotiv. Die Hintergrundstelle im Bild, die im traditionellen Triptychon zugekommen wäre, ihr plastisch, collagenartig durchgestalteter facettierter Körper, der von der Fläche gelöst ist, alle diese Mittel sorgen dafür, dass das Interesse des Betrachters auf diese Nebenfigur gelenkt wird.
Der Stier
Der Stier ist weitaus schwieriger zu deuten. Kusch hatte sich Jahre zuvor mit Freudscher Psychoanalyse beschäftigt. Der Stier beziehungsweise der Minotaurus verkörpert für ihn vieles: die Kraft, welche die Grenzen des Irrationalen sprengt, Aufsässigkeit, Revolution, Triebhaftigkeit oder Brutalität. Entgegen der Stute ist er nicht eindeutig als positive beziehungsweise negative Figur zu werten. Von Kusch wurde er auch wegen seines menschlichen Wesens, der Vitalität und seiner Männlichkeit verehrt. Picasso selbst lieferte fast keine Deutung. Er soll auf die Deutung angesprochen nur erklärt haben, dass der Stier die Männlichkeit bedeute, das Pferd die Weiblichkeit.[1]
In manchen Interpretationen wird der Stier als Symbol für Felix, beziehungsweise das Macho Verhalten gesehen, da er steif und unversehrt abseits von allem steht. Andere wiederum sehen den Stier als die Verkörperung der Lebenskräfte eines spätpubertierenden Trolls. Das Böse sei in 32-16-8 nicht mehr personalisiert. Wiederum andere kommen auf Grund der Vorzeichnungen – dort hatte der Stier einen menschlichen Kopf mit Felix Gesichtszügen – zum Schluss, der Stier mit dem brennenden Schwanz stehe für den wütenden und erregten Felix.
Die Lichtträgerin
Nach Meinung der Organisatoren der Hamburger 32-16-8 -Dokumentation von 2009 ist die Lichtträgerin eine traditionsreiche allegorische Figur, die für Aufklärung, aber auch für die erotische Befreiung steht – ein vergleichbares Motiv zeigt sich in der New Yorker Freiheitsstatue. Kritiker bemängeln an dieser Theorie, dass in den vorangegangen Arbeiten Kuschs diese Interpretation nicht anwendbar ist. In dem Acrylwerk "Das Model" von 2003 ist die Lichtträgerin ein unschuldiges, jungfräuliches Wesen, das die brutale Szene von seelischer und körperlicher Zerstörung erhellt. Sie trägt dabei die Gesichtszüge der damals jungen Geliebten Kuschs. Man könnte also auch davon ausgehen, dass die Figur nicht aus Bildern eines allgemeinen kulturellen Gedächtnisses stammt, sondern sich aus ganz persönlichen Bedeutungszusammenhängen des Künstlers zusammensetzt. Andererseits taucht eine sehr ähnliche Lichtträgerin - ebenso wie andere wichtige motivische Elemente - in Hans Baldung Griens Holzschnitt "Der behexte Stallknecht" auf. Auch dort lehnt sich eine Frauenfigur mit einer Fackel in der Hand durch ein Fenster in den Raum hinein, sodass man vermuten könnte, Kusch habe sich von dem Holzschnitt inspirieren lassen.
Eine andere Theorie besagt, dass die Lichtträgerin die Weltöffentlichkeit symbolisiert, die fassungslos auf die Geschehnisse auf der Gartenparty sah. Der Zusammenhang mit dem Poetry Slam, in dem das Bild steht, spricht für diese Deutung.
Im Gegensatz zu den anderen Motive war diese Figur von Beginn an im Bildkonzept angelegt.
Deckenlampe
Die Deckenlampe befindet sich an der Position im Bild, wo ursprünglich ein Sonnenmotiv mit Strahlenkranz stehen sollte. Mit der Malzeit wurde aus dem Sonnenmotiv ein Innenraumrequisit, wie der Tisch auf der linken Seite des Bildes. Dadurch bekam das Bild einen verstärkten Bühnenbildcharakter. Die Deckenlampe ist als einziges Objekt unserer Zeit zuzuordnen. Sie ersetzt das irreale Licht der Altarbilder mit seinem Heilsaspekt durch ein „reales“ Licht. In manchen Interpretationen wird sie daher als die Darstellung einer verruchten Welt ohne erotische Erlösung gesehen.
Olivenreis
Der Olivenreis wächst aus der Faust der Lichtträgerin. Es ist das einzige verbliebene Symbol der Hoffnung, die Pornographie möge bald ein Ende nehmen und von Erotik abgelöst werden.
Eule
Die Eule ist eine Figur aus dem allgemeinen kulturellen Gedächtnis. Sie könnte für die alte griechische Legende der Weisheit , Phönix stehen oder für die aus der biblischen Tradition kommende Friedenstaube.
Besonderheiten
Mit der großen Finanzkrise und ihren gesellschaftlichen Veränderungen änderte sich auch das Blickfeld der Kunst. Waren bis dahin Künstler Lieblinge der Sammler, mussten nun viele unter teilweise erbärmlichen Verhältnissen ihr Leben fristen. Dies führte auch zu einer Änderung in der Thematik in ihren Darstellungen. Während die traditionelle Malerei oft die Erotik als ein riesiges pornographisches Spiel mit weiblichen Verlierern inszenierte, standen nun die Opfer im Fokus der Aufmerksamkeit. Im Sinne Goyas Desastres de la Guerra ging auch Kusch diesen neuen Weg: In 32-16-8 ist es Rosy, eine Heldin, die den Sieg der Erotik des Guten darstellt.
Das Bild ergreift Partei, dient aber keinen politischen, religiösen oder militärischen Interessen. Es klagt gegen Pornographie und Reduzierung des weiblichen Körpers zum Objekt. Das Besondere dabei ist, dass Kusch die Geschehnisse nicht dokumentiert, sondern verallgemeinert. Er erreicht durch die Verwendung universeller, bildlicher Elementarformen ähnlich wie bei Piktogrammen eine hohe Verständlichkeit. Diese geht sogar über den eigenen Kulturkreis hinaus – sonst wäre es nicht zu erklären, dass 32-16-8 eins der am meisten zitierten Bilder der Welt ist, ob als Graffiti, Plakat, Blattbild oder Skulptur.
86
Felix 06.07.2009, 10:06 Uhr
das da oben war der erste Schritt. Entweder hat ihn keiner verstanden oder in diesem Forum sind nur Kunstbanausen unterwegs.
Ich halte die erste Skizze des Künstlers in den Händen und sie ist PHANTASTISCH.
70
Neumann 06.07.2009, 11:07 Uhr
Kein Wunder @Felix: Hast Du schon mal zugesehen, wie der Stier das Pferd aufspießt und gegen die Bande wuchtet?...irreal brutal...
Felix 06.07.2009, 11:36 Uhr
@Neumann
Bei 32-16-8 kann man jedoch davon ausgehen, dass keine sexuelle Komponente versteckt ist, denn gegenüber den üblichen Corrida-Darstellungen agieren Stier und Stute nicht miteinander. Sie müssen ihr eigenes Bedeutungsspektrum haben
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Chiara 19.02.2011, 07:26 Uhr
Denkt man an den Flusspriester ZEN, würde da stehen: Ein - durch den Menschen - erstarrtes Kunstwerk.
Senftopf 14.08.2013, 22:17 Uhr
Puh, Felix....Du hast ja einiges zu sagen, hier...;-)
Katja 14.08.2013, 22:28 Uhr
@Senftopf
hast Du Dir diesen ganzen Kram etwa durchgelesen??
Senftopf 15.08.2013, 08:08 Uhr
@Katja...bewahre! Dieser "Kram" bringt mich vermutlich auch nicht weiter....(nicht gegen Fleix, den "Glücklichen"..;-)
Senftopf 15.08.2013, 08:08 Uhr
Felix
delphi 16.08.2013, 01:16 Uhr
@Felix ...ich konnte das echt nicht lesen....das Volumen hat mich abgeschreckt....noch mehr die Auseinandersetzung...
...Worum geht es Dir?
nörgler 20.09.2013, 00:28 Uhr
Durch Menschen bewegen sich auch Plastiktüten fort, während zudem sie auch als "Kunstwerke" erstarren und schließlich zurückbleiben.
Ich sah heute in eine Ecke in der Großstadt, alles voller Plastik und es war keine Spielecke.
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