Schlagworte: Künstler, Liebe, Leben
„Es gibt keinen großen Künstler, der nicht eine maßlose Liebe zum Leben besäße.“
Henry Bordeaux (Werk: La peur de vivre, Vorwort)
430 Stimmen:
H. Smidt 09.04.2008, 09:09 Uhr
So ist es. Man kann sie weder in Meter oder Zentimeter messen noch in Gramm oder Kilogramm abwiegen. Auch nicht die Tiefe ausloten oder ihre Wärme anhand eines Thermometers feststellen.
Bernard Bonvivant 30.06.2008, 18:35 Uhr
In diesen Worten liegt eine reine und tiefe Wahrheit. Bernard Bonvivant
Ralf 29.07.2009, 18:52 Uhr
Welcher große Künstler besitzt denn eine maßlose Liebe zum Leben? Herdentiere lieben das Leben; Künstler sind keine Herdentiere.
Der wahre Wolfgang 29.07.2009, 20:09 Uhr
@Ralf, hat Schopenhauer das Leben maßlos geliebt? Vorausgestzt, wir nennen seine Art zu Denken und zu Schreiben "Kunst". Fand er doch den Zustand dieser Welt höchst trübsinnig. so konstatiert er die überaus traurige Beschaffenheit einer Welt, in der Last und Leiden sich bis zum Tod hinein vereinen. Für Aristoteles begann alle Philosophieren mit dem "Staunen". Nach Schopenhauer sind es das "Böse, das Übel und der Tod", die das philosophische Erstaunen erzeugen.
Im Übrigen müsste der Begriff "maßlose Liebe" mal erläutert werden.
Läßt sich Liebe überhaupt "bemessen"? Gibt es also gar einen Maßstab für Liebe?
Der wahre wolfgang 29.07.2009, 20:14 Uhr
So konstatiert er...
...alles Philosophieren..
Ralf 29.07.2009, 20:47 Uhr
Nein, Wolfgang, Schopenhauer hat das Leben nicht maßlos geliebt. Im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass er unglücklich war.
Immerhin konnte er die längste Zeit seines Lebens über seine Zeit frei verfügen, und er konnte das tun, was er tun wollte.
Welcher Mensch kann schon von sich behaupten, dass er tun kann, was er wirklich will?
Ralf 29.07.2009, 21:11 Uhr
In meinem ersten Kommmentar wollte ich eigentlich schreiben: "(...) Künstler sind selten Herdentiere."
Im zweiten sollte es heißen: "Immerhin konnte er die längste Zeit seines Lebens über seine Zeit frei verfügen; er konnte das tun, was er tun wollte."
Ralf 29.07.2009, 21:14 Uhr
Kommentar, nicht Kommmentar...
Chiara 29.07.2009, 22:14 Uhr
Als Lebenskünstlerin lebe und liebe ich das Leben nicht bloss masslos, sondern grenzenlos. Das Volk arbeitet - Künstler leben.
Ralf 29.07.2009, 22:41 Uhr
"Das Volk arbeitet - Künstler leben." (Chiara)
Stimmt auch wieder. Allerdings nur dann, wenn der Künstler von seiner Kunst leben kann. Und das können nicht allzu viele.
Ralf 29.07.2009, 23:00 Uhr
Im allgemeinen sind Künstler gebrochene Naturen. Im Unterschied zum "gebrochenen" Durchschnittsmenschen verfügen sie jedoch über einen Rettungsring: ihre Kunst!
In ihrer Kunst gehen sie ganz auf.
Neumann 29.07.2009, 23:45 Uhr
"Wohl aber dürfen wir von uns selbst annehmen, dass wir für den wahren Schöpfer derselben (=Kunstwelt) schon Bilder und künstlerische Projectionen sind und in der Bedeutung von Kunstwerken unsere höchste Würde haben - denn nur als aesthetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertig...", sagt...Kollege Nietzsche (in der Geburt der Tragödie)...also: sind wir alle schon lebende Kunstgebilde aus appolinischer Verklärung und dionysischer Wildheit....mehr oder weniger.
Der wahre Wolfgang 30.07.2009, 00:10 Uhr
Wenn ich mich jetzt so anschaue: Lockenwickler auf dem Kopf, Haarnetz und abgeschminkt bis zur Faszie. Fürwahr ein echtes Phänomen. Nietsche würde bei so viel überbordender Aesthetik wohl weinen (Irvin D. Yalom) und sein Dauerschädelbrummen endgültig mit ins Grab nehmen müssen.
Der wahre Wolfgang 30.07.2009, 00:17 Uhr
Pardon: Nietzsche, sonst wird er seine "Kopping" nie los.
Der wahre Wolfgang 30.07.2009, 00:22 Uhr
@Ralf, weißt du eine Quelle, wo sich Schopenhauer klar und direkt zu seiner ganz persönlichen Befindlichkeit äußert?
ZEN 30.07.2009, 08:20 Uhr
@Arthur, weißt du eine Quelle, wo sich Wolfgang klar und direkt zu seiner ganz persönlichen Befindlichkeit äußert?
Schopenhauer 30.07.2009, 18:16 Uhr
Nein.
Neumann 30.07.2009, 18:40 Uhr
Oh, Schopenhauer lebt als Wille noch immer.
Ralf 30.07.2009, 21:15 Uhr
Wohl eher als Vorstellung, @Neumann!
Ralf 30.07.2009, 21:18 Uhr
"@Ralf, weißt du eine Quelle, wo sich Schopenhauer klar und direkt zu seiner ganz persönlichen Befindlichkeit äußert?" - Der wahre Wolfgang
@Wolfgang, leider bin ich nicht im Besitz der gesammelten Briefe Schopenhauers. Es gibt da eine dicke Schwarte, die ich mir mal aus der Stadtbücherei ausgeliehen hatte, nicht zu vergessen ein Buch mit Anekdoten, ich glaube, es heißt „Gespräche mit Schopenhauer“. Wäre vielleicht interessant, sie noch mal auszuleihen und im Hinblick auf seine Äußerungen zu seiner Befindlichkeit durchzusehen.
Einstweilen kann ich Dir nur damit dienen, was ich in Estermanns Buch „Arthur Schopenhauer – Szenen aus der Umgebung der Philosophie“ auf die Schnelle gefunden habe. Estermann übersetzt hier einen Brief, vielmehr mehrere Briefe, die Schopenhauer in französischer Sprache an seinen Jugendfreund aus Le Havre schrieb:
„Meine Haare und mein Backenbart, das ist wahr, sind fast ganz weiß: Wirkung des Studiums und des Kummers, aber mein Gesicht ist jung, ohne Runzeln, rosig und frisch und ich habe (wie man sagt) sehr schöne Augen, leuchtend, von einem eigentümlichen Glanz, was ich als junger Mensch nicht hatte: meine Haltung und mein Gang sind sicher und flink, ich gehe noch gewöhnlich schneller als alle anderen.“
„Ich bin gar nicht für die Ehe geeignet, ich bedaure mein Alleinsein nicht: meine Muße ist für mich das größtmögliche Glück, ich habe es mein ganzes Leben gehabt, dank meiner Klugheit, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit, und obgleich es, wie Du sehr richtig sagst, schwieriger ist, zu erhalten als zu erwerben.“
Magere Ausbeute, ich weiß, aber vielleicht findet sich ja noch was.
Der wahre Wolfgang 30.07.2009, 23:19 Uhr
@Ralf,ZEN kann meine Frage wohl nicht nachvollziehen; trotzdem: vielen Dank! Die Wirkung des Studiums und des Kummers haben Schopenhauer -wie oben zu lesen ist- einerseits altern lassen, andererseits scheint er doch alles andere als ein "gebrochener" alternder Mann gewesen zu zu sein. Sein durchaus positives Selbstbild (auch Selbstbewusstsein: "meine Klugheit", dynamischer "als alle anderen") deckt sich nicht unbedingt mit seinen philosophischen Grundaussagen,die man überspitzt auch "Jammertal-Philosophie" nennen könnte.
Jedenfalls ist das mein erster Eindruck.
Neumann 31.07.2009, 12:57 Uhr
@Ralf, ich dachte, die Vorstellung sei sterblich...der Wille hingegen setzt sich ewig fort...
Ralf 31.07.2009, 16:55 Uhr
Wollte damit sagen, dass Schopenhauer in unserer Vorstellung weiterlebt.
Schopenhauer ist meine Vorstellung - oder Deine - oder Wolfgangs. Also drei verschiedene Vorstellungen = drei verschiedene Schopenhauer.
War es nicht so, dass allein der Urwille ewig ist? Und wenn wir sterben, verlässt der Wille unseren Körper und kehrt in den Urwillen zurück? Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob Schopenhauer sich da klar ausgedrückt hat.
Neumann 31.07.2009, 17:15 Uhr
Ja, so könnte es sein...bei Nietzsche ist das der "tragische Ur-Grund"...den er dann mit DAS DIONYSISCHE kennzeichnet...dieses ist ewig im Wandel, aber unsterblich...die Schopenhauersche "Vorstellung" ist bei Nietzsche dann der SCHEIN..., aber nicht so abgetrennt vom Ur-Grund, wie bei SCh., glaube ich, sondern verklärend (im besten Fall)...in ein Bild gesetzt noch mit dem Abglanz des Ur-Grundes...das wäre dann Apollinisch oder so...Daher ist alle Natur bei Nietzsche schon Kunstwerk...um auf das obige Zitat zurückzukommen.
Ralf 31.07.2009, 17:48 Uhr
Welches Buch von Nietzsche würdest Du einem empfehlen, der noch nichts von ihm gelesen hat, @Neumann?
Neumann 31.07.2009, 18:01 Uhr
@Ralf, meine referierten Gedanken beziehen sich im Wesentlichen auf Nietzsches Erstling, "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik"...da steckt sehr viel Schopenhauer drin, gerade auch was die Beziehung zwischen Ur-Wille bzw. Ur-Grund zur Musik anbetrifft. Meines Wissens nach ist Nietzsche nie von seiner Definition des DIONYSISCHEN (als tragischem Ur-Grund) abgerückt (er hat sich jedoch erst wieder gegen Ende seiner Karriere dem Dionysischen zugewandt). Also "Die Geburt der Tragödie".
Ralf 31.07.2009, 21:55 Uhr
Vielen Dank, @Neumann! Habe bisher noch kein einziges Buch von, aber einiges über Nietzsche gelesen und kenne allenfalls einige Passagen von ihm. Es kam mir dabei immer so vor, als habe er etwas wirr durcheinander gedacht. Da ich nicht vorhabe – wie bei Schopenhauer – sein Gesamtwerk zu lesen, suche ich nach dem Buch, das für seine Philosophie besonders kennzeichnend ist. Für weitere Tipps von Nietzsche-Kennern wäre ich dankbar!
Neumann 31.07.2009, 22:59 Uhr
...vielleicht sind als Einstieg auch Nietzsches Aphorismen leichter zu genießen...kurze prägnante Formeln als Lebens(erkenntis)weisheiten. "Menschliches, Allzumenschliches" zum Beispiel...berühmt sicher auch "Die Genealogie der Moral"...die hab ich aber (noch) nicht gelesen.
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