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Re: Anarchisterix

»"Und Jehova, dein Gott, wollte nicht auf Bileam hören, sondern Jehova, dein Gott, wandelte den Fluch in einen Segen um, weil Jehova, dein Gott, dich liebte." (5. Mose 23:6)

Kleine Korrektur: "Und Jehova, dein Gott, wollte nicht auf Bileam hören, sondern Jehova, dein Gott, wandelte den Fluch für dich in einen Segen um, weil Jehova, dein Gott, dich liebte." Hervorhebung von mir. Der Spruch wird je nach Version verschieden angegeben, mal als fünfter, mal als sechster Vers. Ähnlich, aber nicht so quengelig, heißt's auch: "Und ich war nicht gewillt, auf Bileam zu hören. Demzufolge segnete er euch wiederholt. So befreite ich euch aus seiner Hand." (Josua 24:10)
"Und [die Schergen des Pinehas, des Sohns Eleasars, des Hohenpriesters] töteten die Könige von Midian zu den anderen Erschlagenen hinzu, [...] und sie töteten Bileam, den Sohn Beors, mit dem Schwert." (4. Mose 31:8) - Demnach wäre Bileam im Lande Moab geblieben, und zwar im Lager der "midianitischen Feinde", und nicht in seine Heimat zurückgekehrt (4. Mose 24:25). Erneut lügt Josua, und das nur, um Bileam weiter dämonisieren und literarisch - also symbolisch - töten zu können.

"Und [Eleasar, der Hoheprister, der Neffe Moses] sprach zu [den Obersten der zwölf Tausendschaften]: 'Habt ihr jede weibliche Person am Leben erhalten? Siehe, sie sind es, die auf das Wort Bileams hin den Söhnen Israels Anlass gaben, wegen der Angelegenheit des [Baalen] Peor Untreue gegen Jehova zu begehen, so dass die schlagartige Plage über die Gemeinde Jehovas kam.'" (4. Mose 31:15f.) - Die Ähnlichkeit von Beor und Peor lädt geradezu zur Dämonisierung ein. Der Peor ist außerdem jener Berg, von dem Bileam seine letzten beiden Segnungen herunterrief (4. Mose 23:28). Peor wird gelegentlich auch Pegor genannt. Bei der "schlagartigen Plage" (4. Mose 25) im Lager Israels "starben" 24.000 - unter Berücksichtigung der üblichen Verzehnfachung also 2.400 - Menschen; nur starben sie nicht einfach, sondern wurden getötet.

Was war geschehn? Die "Töchter Moabs", nämlich Midianiterinnen, hätten "unsittliche Beziehungen" mit dem Volk Israel gehabt.
Eleasar sprach weiter zu den Obersten: "Und nun, [nachdem ihr alle männlichen Jünglinge und Erwachsenen getötet habt,] tötet alles Männliche unter den Kleinen, und tötet jede Frau, die mit einem Mann Verkehr gehabt hat [...]." (4. Mose 31:17)
Es ging nur um Midianiter, denn Amoriter gab's keine mehr im Lande Moab, wie Josua stolz vermeldet (5. Mose 2:34), und den Moabitern geschah wegen der "Plage" nichts (5. Mose 23:3f./4f.). Aber gab's überhaupt Midianiter in Moab? Wöhl nur wenige, und abgesehn von den fünf "Königen von Midian" (4. Mose 31:8), die Josua sich offensichtlich ausgedacht hat, sind nur vier bekannt: Kosbi, die Tochter Zurs (4. Mose 25:14/15), sowie Zippora, die Tochter Jethros, des "Priesters von Midian", Moses Frau (2. Mose 18:2), und ihre beiden Söhne Gershom und Elieser (2. Mose 18:3f.)

Mit der "schlagartigen Plage" putschte sich die Priesterschaft an die Macht. Die Jungen töteten die Alten, die weisen Männer und Fraun, die siebzig Ältesten und - Mose. Pinehas war die treibende Kraft, und sein Vater Eleasar legitimierte den Putsch. "Siehe, ich gebe [Pinehas] den Bund des Friedens. Und er soll ihm und seinen Nachkommen nach ihm auf unabsehbare Zeit als der Bund eines Priestertums dienen [...]." (4. Mose 25:12f.)

Wie konnte es dazu kommen? Moses Einfluss begann mit dem Tod seines Bruders Aaron, dem Hohenpriester, zu schwinden, denn mit ihm verlor er die Aufsicht über die Priesterschaft (4. Mose 20:28). Danach folgte der Sieg über die Amoriter unter Sihon im Lande Moab (4. Mose 21:23-25), wobei auch alle Greise, Fraun und Kleinkinder getötet wurden (5. Mose 2:34).
Diese Schlächterei veranlasste Mose, Kriegsregeln zu erlassen: "Nur die Frauen und die Kleinkinder und die Haustiere [...] wirst du für dich plündern [...]." (5. Mose 20:14) - Fraun und Kleinkinder - also auch männliche - sollten demnach grundsätzlich geschont und versklavt werden - ein echter Fortschritt für damalige Verhältnisse. Josua aber verkehrte diese Regelung in ihr Gegenteil, indem er anfügte: "Auf diese Weise wirst du mit allen Städten tun, die weit von dir entfernt sind [...]. Jedoch von den Städten dieser Völker, die Jehova, dein Gott, dir als Erbe gibt, sollst du nichts Atmendes am Leben erhalten [...]." (5. Mose 20:15f.)
Und eben genau solch eine Schlächterei veranlasste Balak, den machtlosen König von Moab, den großen Bileam zu rufen, um das Volk Israel zu verfluchen (4. Mose 22:2,5).

Das Auftreten Bileams ließ die Pfaffen erschaudern - und Mose Hoffnung schöpfen: Bileam erinnerte ihn daran, was noch alles möglich war. Doch seine Zeit war vorbei. Die Zukunft gehörte den Kriegsmännern - solchen wie Josua.

Gast
02.09.2009, 19:18 Uhr - Gast

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